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Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Psychosen - Therapie und Behandlungsmöglichkeiten

Generell ist es wichtig, dass eine Therapie so bald wie möglich begonnen wird. Das gilt bei der ersten Psychose wie auch im Fall einer erneut aufgetretenen psychotischen Episode, also eines Rückfalls. Wichtig ist es in der Therapie, die guten Behandlungsmöglichkeiten der Psychosen auszuschöpfen und dabei auch darauf hinzuweisen, dass sich manche Symptome im Laufe der Therapie rasch bessern können, dass aber auch ein Risiko besteht, dass einige Symptome nur schwer zu beeinflussen sein mögen. Die Therapie von Psychosen kann ambulant in der Praxis bzw. Tagesklinik oder in schweren Fällen stationär erfolgen. Die Behandlung richtet sich nach der Entstehungsursache der Psychose.  

Bei der Therapie von sekundären Psychosen erfolgt vor allem eine Behandlung der Grunderkrankung (z.B. Tumoroperation, Behebung von Stoffwechselstörungen), soweit dies möglich ist. Auch der Verzicht auf Medikamente oder Drogen, wenn diese für den psychotischen Zustand verantwortlich sind, oder ein kontrollierter Alkoholentzug sind mögliche therapeutische Maßnahmen.

Zur Therapie von Psychosen steht eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Verfügung, die auf die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen abgestimmt werden und in denen auch die Familie „integriert“ werden kann. Die therapeutische Beziehung ist dabei die Basis jeder Behandlung, wobei neben antipsychotischen Medikamenten auch psychotherapeutische Verfahren eingesetzt werden können.

Behandlung mit antipsychotischen Medikamenten

Unabhängig von der Ursache  lassen sich die Symptome einer Psychose durch antipsychotische Medikamente behandeln, wodurch in der Regel Verlauf und Prognose gebessert werden. Für die Behandlung stehen dem Arzt eine Reihe von Medikamenten zur Verfügung, welche die Symptome einer Psychose lindern oder gar beseitigen können: die so genannten  Antipsychotika (früher nach ihrer häufigen Nebenwirkung auf die Bewegungssteuerung auch „Neuroleptika“ genannt). Sie wirken gegen die Hauptsymptome des Wahns und der Halluzination und können dadurch rasch zu Besserungen führen.

Werden die Antipsychotika von den Patienten nach dem Abklingen der Krankheitserscheinungen weiter eingenommen, so verhindern sie in den meisten Fällen das Wiederauftreten einer Psychose. Wie lange die antipsychotischen Medikamente zum Schutz vor erneuter Erkrankung eingenommen werden müssen, ist individuell sehr unterschiedlich und kann nur vom Arzt entschieden werden. In der Regel sind es jedoch mehrere Jahre, bei mehrfachen Episoden ist eine dauerhafte Einnahme zur Prophylaxe notwendig.

Antipsychotika haben sich als wirksame Medikamente bei Psychosen erwiesen und sind in der Behandlung heute unverzichtbar. Sie haben allerdings auch vielfältige Nebenwirkungen, so dass Kontrolluntersuchungen durch einen Facharzt erforderlich sind das optimale Medikament für den einzelnen und die optimale Dosis erst vom Arzt gemeinsam mit dem Patienten herausgefunden werden muss.

Man unterscheidet zwei "Arten" von Antipsychotika, die typischen (z.B. Haloperidol) und die neu entwickelten atypischen Antipsychotika (z.B. Risperidon, Clozapin, Olanzapin, Quetiapin, Ziprasidon, Aripiprazol). Letztere zeichnen sich durch weniger Nebenwirkungen auf die Körpermotorik aus, haben jedoch häufiger Stoffwechselnebenwirkungen. Die Auswahl des besten Medikaments muss daher im Einzelfall durch Arzt und Patient gemeinsam nach entsprechender Aufklärung und Abwägung der Nutzen und Risiken entschieden werden. Die Sorge mancher Patienten, durch dauerhafte Einnahme dieser Psychopharmaka könnte eine Medikamenten-Abhängigkeit entstehen, ist unbegründet. Antipsychotische Medikamente führen nicht zu Medikamentenabhängigkeit.

Psychotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten

Stützende psychotherapeutische Gespräche und weitere kognitive Psychotherapieverfahren leisten bereits während der akuten Krankheitsphase einen wichtigen Beitrag für die Krankheitsbewältigung und wirken sich günstig auf den Verlauf der Erkrankung aus. Zunächst geht es darum, die Reizüberflutung einzudämmen, tiefer Verunsicherung und Ängsten entgegenzuwirken sowie unter Umständen auch, dem Patienten zur Krankheitseinsicht zu verhelfen. Neuere psychotherapeutische Verfahren sind speziell auf die Therapie von Wahn und Halluzination einerseits, andererseits aber auch auf die Antriebs- und Denkstörungen bezogen. Kognitive Trainingsprogramme bessern nachweislich das Ergebnis arbeitsrehabilitativer Maßnahmen bei schizophrenen Psychosen.
Zur Optimierung des Behandlungsverlaufes ist die Teilnahme an Psychoedukationsgruppen sinnvoll.

Fachliche Unterstützung: Prof. Dr. med. Wolfgang Gaebel, Priv.-Doz. Dr. med. Jürgen Zielasek, Düsseldorf (DGPPN) und Prof. Dr. med. Anita Riecher-Rössler, Basel (SGPP)