Neurologen und Psychiater im Netz

Das Informationsportal zur psychischen Gesundheit und Nervenerkrankungen

Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Risikofaktor: Alter

Die Lebenserwartung und die Lebensqualität älterer Menschen in Deutschland sind gestiegen. Die heute 70-Jährigen sind körperlich und geistig etwa so fit wie die 65-Jährigen vor 30 Jahren. Im höheren Lebensalter sollte zwischen unterschiedlichen Lebensphasen unterschieden werden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO (2002) gibt für das Ende des zweiten Lebensalters den Eintritt ins Rentenalter an, was dem kalendarischen Alter von 60 – 75 Jahren entspricht. In der Definition des Europäischen Parlaments beginnt das vierte Alter mit 80 Jahren. Die überwiegende Mehrzahl der 65- bis 75-jährigen führt dank der verbesserten Lebensumstände und gesundheitlichen Versorgung ein selbständiges Leben mit selbstbestimmten Aktivitäten wie Hobbys, Reisen, ehrenamtlichen Tätigkeiten oder Teilberufstätigkeiten.

Ein Viertel der über 65-Jährigen leidet an psychischen Erkrankungen

Symptome wie sozialer Rückzug, Antriebsminderung, erhöhte Ängstlichkeit oder Vergesslichkeit werden oft als Ergebnisse des natürlichen Altwerdens und nicht als mögliches Warnzeichen für eine psychischen Erkrankung gewertet. Psychische Erkrankungen in der zweiten Lebenshälfte sind jedoch sehr häufig: in Deutschland leiden 25% aller Menschen über 65 Jahren an psychischen Erkrankungen. Das Erkrankungsrisiko steigt bei den häufigsten psychischen Erkrankungen mit dem Alter und Frauen sind daher aufgrund ihrer höheren Lebenserwartung häufiger betroffen als Männer. Da ältere Menschen in aller Regel auch weitere Erkrankungen haben, wie beispielsweise  Bluthochdruck, Diabetes oder Gelenkerkrankungen, zeichnet sich der ältere kranke Mensch dadurch aus, dass oft mehrere Erkrankung gleichzeitig behandelt werden müssen, da die Symptome miteinander zusammenhängen und sich verstärken können. Das bedeutet, dass die Behandlung psychischer Erkrankungen oft langwieriger ist als bei jungen Menschen. Ferner ist eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen Haus-und Fachärzten notwendig und auch spezialisierte stationäre oder tagesklinische oder rehablitiative Angebote müssen möglicherweise in das Behandlungskonzept eingebunden werden. Das Alter macht die Behandlung psychischer Erkrankungen nicht leichter, aber es gibt sehr wirksame Therapien und es ist daher bei  älteren Menschen wie bei  jüngeren mit einem Behandlungserfolg zu rechnen.  Die häufigste Erkrankungen stellen die Depression,  Angsterkrankung und die Demenz dar.

Für das gesundheitliche Wohlbefinden psychisch erkrankter Menschen gilt genauso wie für jeden gesunden älteren Menschen: das vertraute Umfeld und die soziale Einbindung machen sicherer und zufriedener und die Wahrung körperlicher und seelischer Gesundheit sind gleichermaßen wichtig.

Fachliche Unterstützung: Prof. Dr. med. Vjera Holthoff, Dresden (DGPPN)