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Das Informationsportal zur psychischen Gesundheit und Nervenerkrankungen

Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Alter: Situation in der Schweiz

Während die Bevölkerung in der Schweiz seit 1900 um den Faktor 2.4 auf 7.8 Millionen Einwohner angestiegen ist, hat sich der Anteil der über 65-jährigen auf 19% beinahe verdreifacht (Bundesamt für Statistik). Jede sechste Person in der Schweiz ist aktuell älter als 65. Bis 2050 wird die Zahl der über 65-jährigen stetig zunehmen und einen Anteil von 28% an der Gesamtbevölkerung erreichen. Parallel dazu ist die durchschnittliche Lebenserwartung für Männer auf 80.1 Jahre und für Frauen auf 84.5 Jahre gestiegen. Auch wenn die behinderungsfreie Lebenserwartung in der Schweiz weltweit verglichen sehr hoch ist, stellen sich einige Krankheitsbilder zunehmend als eine besondere Herausforderung dar: Die Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sind mit 12% aller gestellten Diagnosen an erster Stelle in den Arztpraxen gefolgt von Psychischen Krankheiten mit 11.1% (Schweizerischer Diagnosen-Index SDI). Zusätzliche 10.9% der Diagnosen betreffen das Nervensystem und die Sinnesorgane. Das führt dazu, dass in der Schweiz prozentuell die meisten Medikamente für das Zentrale Nervensystem verordnet werden.

Neben Depressionen sind die Demenzerkrankungen die folgenschwersten Krankheitsbilder für die ältere Bevölkerung. In der Schweiz ist die Depression mit 2,5 Fällen pro 1000 Einwohner die am häufigsten behandelte psychiatrische Diagnose in den Spitälern (1). Sie verursacht die meisten Pflegetage. Die unipolare Depression ist in der Schweiz von allen somatischen und psychischen Krankheiten diejenige mit der höchsten Krankheitslast. Im Erwachsenenalter und bei älteren Personen bleibt der Anteil der schweren Depression mit 3% relativ stabil aber der Anteil der leichten bis mittel schweren Depression verdoppelt sich fast auf 26.2% bei über 65-jährigen. Es wird prognostiziert, dass sich die Zahl der depressiven Personen in Institutionen zukünftig deutlich erhöhen wird. Verbesserte diagnostische Verfahren würden hierbei sehr wahrscheinlich auch vermehrt Anpassungsstörungen und Traumareaktivierungen bei Heimeintritten zu Tage treten lassen und differenziertere Behandlungen ermöglichen. Aktuell ist aber die häufigste psychiatrische Diagnose bei HeimbewohnerInnen eine Demenz-Erkrankung: bei 38.5% von institutionalisierten Personen wird diese Diagnose gestellt, gefolgt von Depressionen mit 25.6%, Angststörungen mit 12.7%, Psychosen mit 6.8% und Abhängigkeitserkrankungen mit 5.2%.

Demenz-Erkrankungen sind im Alter die Hauptursache für die Pflegebedürftigkeit. In der Schweiz leben über 100'000 Personen mit Demenz und jede 11.Person ist direkt oder indirekt von der Erkrankung betroffen mit 300'000 direkt betroffenen Angehörigen und 300'000 anderen Betroffenen aus dem Gesundheitssektor (Medinzinpersonal, Spitex, Freiwillige etc) (Schweizerische Alzheimervereinigung). Nach vorläufiger Prognose wird sich die Zahl der Demenzkranken Personen bis 2050 auf 310'000 erhöhen. Die direkten und indirekten Kosten der Erkrankung werden aktuell auf ca. 6-7 Milliarden Sfr geschätzt. 44% dieser Kosten werden durch die Betreuung durch Angehörige erbracht. Es ist zu erwarten, dass die emotionalen, körperlichen und finanziellen Belastungen der Angehörigen durch die Pflege in den nächsten Jahren zunehmen und direkte und indirekte Gesundheitskosten steigen werden. Auch mit vermehrtem Erwerbsausfall von jüngeren betreuenden Angehörigen ist zu rechnen.

(1) (Schuler D&Burla L, Psychische Gesundheit in der Schweiz, Monitoring 2012, Schweizerisches Gesundheitsobservatorium)

Fachliche Unterstützung: Dr. Isabella Justiniano, Monthey (SGPP)