Neurologen und Psychiater im Netz

Das Informationsportal zur psychischen Gesundheit und Nervenerkrankungen

Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Risikofaktor: Arbeitsleben

Die Arbeitswelt ist neben der Familie, Freundschaften und der Freizeit ein zentraler Lebensbereich des Menschen - allein der damit verbundene Zeitaufwand prägt die Lebensgestaltung erheblich. Bei entsprechenden Arbeitsbedingungen kann die Ausübung einer Tätigkeit bzw. eines Berufs eine wesentliche Grundlage für die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen sein.

Andererseits haben negative arbeitsbedingte Belastungsfaktoren das Potential, bei bestimmten Voraussetzungen dazu beizutragen, dass Menschen psychische Probleme entwickeln oder sich bestehende psychische Störungen verstärken - bis hin zur Entwicklung manifester psychischer Erkrankungen. Arbeitsbedingte Risikofaktoren können in verschiedenen Teilaspekten der Arbeitswelt liegen: dem Arbeitsinhalt, der Arbeitsorganisation, sozialen Beziehungen, der Arbeitsumgebung sowie den Rahmenbedingungen.

Arbeitsbedingte Risikofaktoren im Zusammenhang mit psychischen Beschwerden und psychischen Störungen


Doch nicht nur ungünstige Arbeitsbedingungen in Bereichen der Erwerbstätigkeit können krank machen. Das Fehlen einer Arbeit kann ebenso eine schwere psychische Belastung darstellen, denn Arbeit ist ein zentraler Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Die Erwerbstätigkeit ist nicht nur entscheidend, um den Lebensunterhalt zu verdienen, sondern gibt dem Leben eine Struktur, bietet die Möglichkeit, soziale Kontakte aufzubauen und ist für die meisten Menschen von großer Bedeutung für das eigene Selbstwertgefühl. So finden sich bei Menschen, die Ihre Arbeit verloren haben und länger arbeitslos bleiben, vermehrt psychische Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen.

Diagnosen an psychischen Erkrankungen nehmen zu

Der Anteil psychischer Störungen am Gesamtkrankenstand steigt in den letzten Jahren. Auch haben sich psychische Krankheiten - wie Depressionen und Angststörungen - in den vergangenen Jahren zum Hauptgrund für das unfreiwillige vorzeitige Ausscheiden aus dem Berufsleben entwickelt. Als besonders gefährdet für psychische Erkrankungen gelten Mitarbeiter im Dienstleistungssektor, in Callcentern und Hotlines, sowie Beschäftigte im Sozial- und Gesundheitswesen.

Zugleich haben sich in den letzten Jahren aber auch die Diagnosen verbessert und durch verstärkte Aufmerksamkeit und Aufklärung wurde die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen gefördert. Eine größere Akzeptanz führt dazu, dass sich Menschen eher in Behandlung begeben.

Neben den enormen wirtschaftlichen Kosten durch psychische Erkrankungen im Arbeitsleben steht das Leid des Betroffenen, das mit erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität verbunden ist. Menschen, die aufgrund einer psychischen Erkrankung in klinischer Behandlung waren, verlieren häufig ihren Arbeitsplatz und bleiben ohne Erwerbsarbeit.

Gesundheitserhaltende Arbeitsbedingungen

Aus den Erkenntnissen der vergangenen Jahre können einige Folgerungen abgleitet werden, die im Hinblick auf psychische Belastungen in der Arbeitswelt eine Basis für gesundheitserhaltende Arbeitsbedingungen darstellen:

  • ein anspruchsvolles, nicht überforderndes Arbeitsaufgabenprofil (hohe Autonomie, reichhaltige Lern- und Entwicklungschancen)
     
  • die angemessene Erfahrungen von Erfolg und sozialer Anerkennung sowie materielle Gratifikationen für erbrachte Leistungen
     
  • ein vertrauensvolles Klima der Zusammenarbeit sowie des fairen und gerechten Umgangs
     
  • eine sinnerfüllte und gesicherte Perspektive der Leistungserbringung aus Sicht der Arbeitenden

Fachliche Unterstützung: Dr. Christa Roth-Sackenheim (BVDP)