Schwindelformen: Neuritis vestibularis (anhaltender Drehschwindel)
Anhaltender Drehschwindel kann mit einem heftigen Anfall beginnen oder auch periodisch, in seiner Intensität wechselnd, auftreten. Meist liegt ihm eine Funktionsstörung bzw. ein Ausfall des Gleichgewichtsorgans auf einer Seite zugrunde die durch eine Entzündung des Gleichgewichtsnerven ausgelöst wurde.
Die Neuritis vestibularis macht etwa 7% der Diagnosen in einer Spezialambulanz für Schwindel aus. Die Erkrankung tritt am häufigsten bei Erwachsenen im Alter zwischen 50 und 60 Jahren auf, wobei Frauen öfter betroffen sind als Männer. Infolge der Entzündung gelangen die normalen Informationen des Organs nicht mehr zum Gehirn - es fällt quasi aus. So dominieren die Informationen von der gesunden Seite mit der Folge eines Ungleichgewichtes. Die Patienten klagen über ein schweres Krankheitsgefühl, es kommt zu einem heftigen, über Tage anhaltenden, Dauerdrehschwindel, zu starker Übelkeit, Erbrechen, Nystagmus und Fallneigung zur betroffenen Seite. Die Intensität des Schwindelgefühls wird durch Lageänderungen und durch rasche Bewegungen noch gesteigert, die Beschwerden bleiben auch in Ruhe bestehen. Es wird vermutet, dass der Entzündung eine Infektion durch Viren zugrunde liegt (vermutlich Herpes-Viren). Nur langsam klingt der Schwindel ab.
Der Facharzt wird bei der Ursachenklärung zunächst nach weiteren Symptomen suchen, um z.B. einen Schlaganfall, Entzündung oder eine Blutung im Gehirn auszuschließen. So dramatisch diese Erkrankung zu Beginn auch scheinen mag, so gut ist ihre Prognose. Die Beschwerden klingen meist nach etwa ein bis zwei Wochen wieder ab. Dabei lässt sich der Heilungsprozess durch rasche Mobilisation mit gezieltem Gleichgewichtstraining und Medikamenten beschleunigen, anfangs ist Bettruhe angeraten. Rückfälle (Rezidive) sind glücklicherweise sehr selten. Selbst wenn das Gleichgewichtsorgan nicht wieder vollständig hergestellt werden kann, ist der Körper in der Lage, den Schaden soweit zu kompensieren, dass die meisten Betroffenen sich subjektiv beschwerdefrei fühlen.