Neurologen und Psychiater im Netz

Das Informationsportal zur psychischen Gesundheit und Nervenerkrankungen

Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Spezielle Therapieformen

Wachtherapie

Nach einer durchwachten Nacht, d.h. nach einer vollständig durchwachten Nacht oder nach Wachbleiben in der 2. Nachthälfte, etwa ab 1.00 Uhr, zeigen viele der depressiven Patienten - allerdings meist nur vorübergehend - eine deutliche Besserung der Symptome. Besonders Patienten mit melancholischer Depression, mit starken Tagesschwankungen und bei Depressionen im Rahmen einer bipolaren Störung sprechen auf eine Schlafentzugstherapie an. Eine an den Schlafentzug anschließende Vorverlagerung der Schlafphasen, die dann stufenweise wieder zurückverlagert wird, oder teilweise Schlafentzüge in der 2. Nachthälfte können vor einem möglichen Rückfall schützen. Die Behandlung wird i.d.R. nur stationär durchgeführt.

Elektrokrampftherapie (EKT)

Die Elektrokrampftherapie wird bei schweren Störungen angewendet, wenn eine medikamentöse und psychotherapeutische Behandlung keine Besserung bringen bzw. nicht möglich sind. Bei der EKT wird im Gehirn unter Kurznarkose mit Hilfe von niedrigen Stromstärken ein Krampfanfall ausgelöst. Die Muskulatur ist medikamentös entspannt, sodass sie nicht mitkrampft. Der Patient ist maximal sauerstoffbeatmet. Als Folge schüttet das Gehirn vermehrt die Neurotransmitter Dopamin, Noradrenalin und Serotonin aus. Diese Botenstoffe spielen bei der Stimmungsstabilisierung eine wichtige Rolle. Besonders effektiv ist die Methode bei Patienten mit psychotischer Depression. Moderne Untersuchungen belegen, dass entgegen früheren Annahmen bei der Elektrokrampftherapie Nervenzellen des Gehirns nicht absterben, sondern im Gegenteil neu gebildet werden.

Lichttherapie

Lichttherapie kann bei saisonalen Depressionen wie der Winterdepression die Symptome innerhalb weniger Wochen deutlich lindern. Der Arzt verordnet bei Bedarf therapeutisches Licht von 10.000 Lux Helligkeit (Imitation des Sonnenlichts) aus speziellen Lampen für eine Stunde pro Tag. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten hierfür bisher nicht. Eine solche Lichttherapie-Lampe kostet für den Eigenbedarf ca. 1.000 Euro. Lichttherapie wirkt allerdings nur, wenn sie konsequent und intensiv eingesetzt und richtig angewendet wird (Abstand zu Lampe etc.)

Fachliche Unterstützung: Prof. Dr. med. Ulrich Voderholzer (Autor), Prien am Chiemsee (DGPPN) und Dr. Roger Pycha, Bruneck (SIP)