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Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Krankheitsbild bzw. Erscheinungsformen von Depression

Die meisten depressiven Patienten können ihre Beschwerden anfangs nicht einordnen und sind sich nicht bewusst, dass es sich um eine psychische Störung handelt. Oft gehen sie zu Beginn einer depressiven Phase mit uncharakteristischen Symptomen wie Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, schlechter Laune etc. zum Arzt. Einige Betroffenen schildern ihre Gemütslage meist als Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Apathie. Andere Patienten fühlen sich in depressiven Episoden deprimiert, innerlich leer oder auch gefühllos, unfähig in gewohnter, normaler Weise auf freudige oder bedrückende Ereignisse zu reagieren. Betroffene verlieren ihren Antrieb sowie ihr Interesse und ihre Freude am Leben, sind ständig müde. Ihr Alltag ist geprägt von Energie- und Lustlosigkeit. Typisch ist, dass sich die Betroffenen zu allem zwingen müssen – anfangs nur zu aufwändigeren und ungeliebten, später aber auch zu leichteren und angenehmen Tätigkeiten. Sie verfolgen keine Ziele mehr und vernachlässigen ihre Familie, den Beruf und sogar alltägliche Verrichtungen wie Nahrungsaufnahme und Hygiene.

Als Hauptsymptome einer Depression gelten nach dem internationalen Klassifikationssystem ICD-10:

  • Depressive Stimmung (keine Trauer!);
     
  • Interessenverlust, Freudlosigkeit;
     
  • Antriebsmangel, erhöhte Ermüdbarkeit.

Häufige Zusatzsymptome sind nach dem internationalen Klassifikationssystem ICD-10:

  • Störungen der Konzentration, der Aufmerksamkeit und des Denkvermögens;
     
  • vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen;
     
  • Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit;
     
  • negative und pessimistische Zukunftsvorstellungen;
     
  • Selbsttötungsgedanken oder -handlungen;
     
  • Schlafstörungen;
     
  • verminderter Appetit.

Depressive Patienten klagen mindestens über zwei Symptome aus beiden Gruppen. Die Heftigkeit der Symptome schwankt meistens während des Tages. Weiter können frühmorgendliches Erwachen sowie ein morgendliches Stimmungstief und eine deutlich verminderte sexuelle Lust (Libidoverlust) auftreten. Vielfach wird eine Gewichtsabnahme aufgrund der Appetitlosigkeit beobachtet.

Bei 70 bis 80% der Patienten tritt die Depression in Verbindung mit Angstgefühlen, zum Teil bis hin zu einer behandlungsdürftigen Angststörung auf. Bei etwa 15% der depressiven Patienten kommt es zu psychotischen Anzeichen wie Wahnideen (psychotische, „wahnhafte“ Depression).

Die Hemmung des Antriebs kann sich auch im äußerlichen Erscheinungsbild mit einer Verlangsamung der Reaktionen, Bewegungen und Sprache bemerkbar machen, Mimik und Gestik sind starr. Im Extremfall können Betroffene nur unter großer Mühe reden oder sich bewegen. Auch das Denken und die Auffassungsgabe sind gehemmt: Kreativität, Konzentrations- und Merkfähigkeit schwinden, im Extremfall so weit, dass fälschlicher Weise eine Demenz vermutet wird.

Als körperliche Beschwerden können im Rahmen einer Depression z.B. Schmerzen, Druckgefühle auf der Brust oder Atembeschwerden auftreten – in manchen Fällen können diese sogar im Vordergrund stehen.

Generell können auch Phasen der Hormonumstellung, insbesondere bei Frauen z.B. nach einer Geburt oder in der Menopause von depressiven Störungen begleitet werden.

Fachliche Unterstützung: Prof. Dr. med. Ulrich Voderholzer (Autor), Prien am Chiemsee (DGPPN) und Dr. Roger Pycha, Bruneck (SIP)