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Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Depression im Alter - Symptome & Krankheitsbild

Da Depressionen im Alter vielfältige Ursachen haben können bzw. mit anderen Erkrankungen einhergehen, ist es kaum möglich, ein typisches Krankheitsbild zu beobachten. Bei etwa 90% der Betroffenen sind die vordergründigen Anzeichen aber eher körperlicher Natur und werden oft dem Alterungsprozess zugerechnet. Bezeichnend ist, dass die Betroffenen häufig ihren allgemeinen Gesundheitszustand und weniger ihren Gemütszustand beklagen.  So drängt die Sorge um den Allgemeinzustand die nur langsam zunehmenden psychischen Beschwerden, die bei jüngeren Patienten von Beginn an überwiegen, vorerst in den Hintergrund.

Erst später werden die psychischen Veränderungen deutlicher: Bisher geliebte Aktivitäten oder Menschen werden unwichtiger, die Stimmung ist über Tage gedrückt, ohne Möglichkeit der Aufheiterung. Der Patient zieht sich immer weiter zurück, mag die eigenen vier Wände nicht mehr verlassen. Hierdurch wird ein Teufelskreis in Gang gesetzt: Aufgrund des sozialen Rückzugs erlebt der Betroffene nichts Positives mehr, die negativen Gedanken überwiegen, der Patient kommt sich immer nutzloser vor, mangelnde Aktivität verstärkt die Schlaflosigkeit usw. Die scheinbar selbstgewählte Isolation und vermeintlich schlechte Laune des depressiven Patienten verunsichern sein soziales Umfeld, Familie, Freunde und Bekannte ziehen sich zurück. Die Isolation wird immer größer.

Zu den möglichen körperlichen Anzeichen einer Altersdepression gehören:

  • Kopfschmerzen
     
  • Rücken- und Gliederschmerzen
     
  • Magen-Darm-Beschwerden, speziell Verstopfungen
     
  • Herzrhythmusstörungen
     
  • Atemprobleme
     
  • Schwindelgefühle
     
  • Missempfindungen („Kribbeln“ am Körper)
     
  • Appetitlosigkeit mit einhergehendem Gewichtsverlust
     
  • Schlafstörungen: 90% der Patienten leiden an Ein- und Durchschlafstörungen sowie morgendlichem Früherwachen, 10 bis 15% an ausgeprägter Tagesschläfrigkeit.
     
  • Permanente Müdigkeit
     
  • Innere Unruhe
     
  • Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
     
  • Selbstverletzungen


Zu den psychischen Beschwerden, die man einer depressiven Erkrankung zuordnet und daher als deren Hauptsymptome bezeichnet, zählen:

  • Antriebs- und Lustlosigkeit
     
  • Emotionales Abstumpfen, an nichts mehr Freude haben
     
  • Gleichgültigkeit gegenüber Mitmenschen bzw. der Umgebung
     
  • Rückzug aus dem sozialen Umfeld
     
  • Plötzliche Weinanfälle
     
  • Selbstzweifel, Gefühle der Wertlosigkeit, Destruktivität
     
  • Nachdenken über den Tod, Selbstmordgedanken


Bei depressiven Männern machen sich zudem nicht selten eine hohe Reizbarkeit bzw. Aggressivität, Ärger-/Wutanfälle, Feindseligkeit selbst geliebten Menschen gegenüber sowie verstärktes Suchtverhalten bemerkbar.

Schwere Depressionen können von sogenannten psychotischen Symptomen, z.B. Wahnvorstellungen oder Halluzinationen begleitet werden.

Auch im jüngeren Lebensalter können Depressionen mit vorübergehenden Beeinträchtigungen von Aufmerksamkeit, Konzentration, Denkgeschwindigkeit und Arbeitsgedächtnis einhergehen. Bei älteren Patienten ist dies aber häufiger der Fall und klingt auch häufiger auch nach dem Verschwinden der depressiven Verstimmung nicht vollständig ab. Ob dies auch direkte Folgen länger unbehandelt gebliebener Depressionen oder ausschließlich Hinweis auf eine gleichzeitig bestehende Demenzerkrankung ist, ist noch nicht geklärt.

Fachliche Unterstützung: Dr. Lutz M. Drach, PD Dr. Martin Haupt (DGGPP)