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Das Informationsportal zur psychischen Gesundheit und Nervenerkrankungen

Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Arbeitsleben: Mobbing

Mobbing (aus dem Englischen: to mob = schikanieren und mob = Meute, Pöbel, Bande) bedeutet im engeren Sinne, andere Menschen ständig bzw. wiederholt und regelmäßig zu schikanieren, zu quälen und seelisch zu verletzen. Typische Mobbinghandlungen sind auch die Verbreitung falscher Tatsachen, die Zuweisung sinnloser Arbeitsaufgaben, Gewaltandrohung, soziale Isolation oder ständige Kritik an der Arbeit. Nach Schätzungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes sind rund 1,5 Millionen Menschen in Deutschland Mobbingopfer am Arbeitsplatz.

Grundsätzlich lassen sich Mobbinghandlungen in zwei Kategorien unterteilen:

  1. auf der Arbeitsebene:
    z. B. Zuweisung sinnloser Tätigkeiten, Unterschlagung oder Manipulation von Arbeitsergebnissen, Infragestellen der Fähigkeiten eines Mitarbeiters, Zurückhaltung von arbeitsrelevanten Informationen, unsachliche Kritik an Arbeitsergebnissen usw.
     
  2. auf der sozialen Ebene:
    z. B. soziale Isolation, demonstratives Schweigen bei Anwesenheit eines bestimmten Mitarbeiters, Verleumdungen, Anspielungen, kollektives Verlassen des Raumes, wenn ein bestimmter Mitarbeiter eintritt usw.

Verschiedene betriebliche und arbeitsorganisatorische Rahmenbedingungen können die Entwicklung von Mobbing begünstigen. In den letzten Jahren haben Dezentralisierung, flexible Arbeitszeitmodelle und die Einführung von Team- und Gruppenarbeit in vielen Fällen die Entscheidungs- und Handlungsspielräume des Einzelnen vergrößert und die Arbeit insgesamt interessanter und abwechslungsreicher gemacht. Bei ungünstigen Rahmenbedingungen können diese Aspekte jedoch zu einem schlechten Arbeitsklima führen, welches Mobbing begünstigen kann. Faktoren, die unter bestimmten Umständen zu Mobbing führen können sind:

  • unklare Aufgabenverteilungen,
     
  • fehlende Organisationsstrukturen,
     
  • mangelnde Führung
     
  • zu wenige Kommunikationsmöglichkeiten.

Oft steht am Anfang ein unbewältigter Konflikt oder Machtkampf zwischen Kollegen oder einem Untergebenen und dessen Vorgesetzten. Wird dieses Problem nicht gelöst, kann daraus ein langer Nervenkrieg werden. Mobbing ist ein wahrer Teufelskreis für den Betroffenen. Im Laufe des Mobbing-Prozesses wird nicht nur seine Arbeitsleistung aufgrund des Stresses schlechter, sondern es kommt häufig auch zu Persönlichkeitsveränderungen. Der Betroffene wird misstrauisch, mürrisch, gereizt oder leidet still und wirkt ständig bedrückt. Dadurch wenden sich mit der Zeit selbst Kollegen, die dem Konflikt anfangs vielleicht neutral gegenüberstanden, von dem Betroffenen ab.

Häufig entwickeln Mobbing-Opfer unter dem krankmachenden Druck neben psychischen Symptomen – wie Selbstzweifel und Niedergeschlagenheit - auch körperliche Symptome, zum Beispiel Schlafstörungen, Magen-Darm-Probleme, Herzbeschwerden oder Kopfschmerzen. Lange Krankschreibungen bis hin zur Erwerbsunfähigkeit können die Folge sein. Handelt es sich dabei anfangs oft noch um stressbedingte Symptome können solche Beschwerden in ernsthafte und chronisch verlaufende Krankheiten münden, wie z.B.:

  • Depressionen,
     
  • Erkrankungen des Magen-/Darmbereichs,
     
  • Herz-/Kreislauferkrankungen.

Über 30% der Mobbing-Betroffenen erkranken kurzfristig, weitere 30% längerfristig. Fast 20% treten am Ende eines Mobbing-Prozesses eine Kur an, über 15 % begeben sich in stationäre Behandlung und ein Drittel der Gemobbten benötigt therapeutische Hilfe, um das Erlebte zu verarbeiten und in die Lebensgeschichte zu integrieren (2).

Fachliche Unterstützung: Dr. Christa Roth-Sackenheim (BVDP)