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Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Arbeitsleben: Bossing

Bossing ist „Mobbing von oben“ (aus dem Englischen boss = Chef - wobei man dort auch von downward bullying spricht), das heißt, das Schikanieren geht vom Vorgesetzten bzw. einer in der betrieblichen Hierarchie höher platzierten Person aus.

Typische Kennzeichen für Bossing sind:

  • das Opfer vor dem Team öffentlich lächerlich machen,
     
  • dem Opfer Arbeit geben, die nicht bewältigt werden kann,
     
  • dem Team signalisieren, dass das Opfer gerne auch gehen kann („Den dürft ihr rausekeln!“),
     
  • dem Opfer Privilegien entziehen (z.B. den direkten Zugang zu wichtigen Stellen),
     
  • das Opfer schikanieren, demütigen, drangsalieren, sticheln, ihm Fehler unterstellen,
     
  • dem Opfer Informationen vorenthalten – wobei auf das Opfer, wenn es dann aus Unwissen weiter nach alten Instruktionen arbeitet, ebenfalls negative Folgen zukommen.

Wo Bossing festgestellt wird, herrscht nach Angaben Betroffener meist ein schlechtes Betriebsklima, in dem die eigenen Interessen der Führungskräfte im Vordergrund stehen und die Machtstrukturen oft spitzenorientiert sind. Experten gehen davon aus, dass Bossing oft das Ergebnis von Führungsschwäche und ungesunden Strukturen im Betrieb ist: Der Führung mangele es allgemein an Kompetenzen und dem Betrieb vor allem an Teamkommunikation. Manchmal stehen aber auch einfach persönliche Animositäten zwischen Bosser und Opfer im Raum.

Beim Bossing haben die Betroffenen wegen der innerbetrieblichen Hierarchieverhältnisse nur begrenzte Möglichkeiten, den Konflikt aus eigener Kraft zu beenden. Bossing kann daher - vor allem bei fehlender sozialer Unterstützung bzw. Einsamkeit - bei den Opfern rasch zu Beschwerden und zu einer Erkrankung (z.B. Depression) führen.

Fachliche Unterstützung: Dr. Christa Roth-Sackenheim (BVDP)