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Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Depression im Alter - Ursachen & Risikofaktoren

Eine Altersdepression kann durch viele Faktoren ausgelöst werden und entsteht selten aus einer einzigen Ursache. Neben einer  genetischen Veranlagung (Disposition) fördern vermutlich neurobiologische Störungen sowie bestimmte Entwicklungs- und Persönlichkeitsfaktoren (psychosoziale Faktoren) die Entwicklung einer Depression. Ein weiteres Risiko stellen altersbedingte biologische Veränderungen bzw. Einflüsse dar. Bestimmte Persönlichkeitseigenschaften wie schnelle Überforderung, Unsicherheit oder Pessimismus können die Entstehung von Depressionen in jeder Altersgruppe begünstigen.

Altersbedingte biologische Faktoren

  • Multimorbidität, d.h. das Vorhandensein mehrerer Krankheiten nimmt mit dem Alter zu. Dementsprechend auch chronische Schmerzzustände sowie viele chronische Krankheiten, die erfahrungsgemäß häufig von depressiven Phasen begleitet werden, z.B. Demenz (Depressionshäufigkeit 40%), Morbus Parkinson (20 bis 30%) oder Krebserkrankungen (30 bis 50%)
     
  • Bis zu 75% aller Schlaganfallpatienten zeigen depressive Verstimmungen, was nicht allein durch die körperliche Beeinträchtigung erklärbar ist. Untersuchungen haben gezeigt, dass besonders diejenigen Patienten an Depressionen leiden, deren durch Minderdurchblutung geschädigte Hirnpartie im linken vorderen Bereich des Gehirns liegt
     
  • Die Einnahme bestimmter Medikamente und eventueller Medikamentenmissbrauch (insbesondere von bestimmten Schlaf- und Beruhigungsmittel, den Benzodiazepinen, und von starken Schmerzmitteln, den Opiaten und Opioiden)  können das Depressionsrisiko steigern
     
  • Viele ältere Menschen haben Schlafprobleme. Schlafstörungen und Depressionen stehen in enger Wechselwirkung. Über 90% der älteren Depressiven leiden an Ein- und Durchschlafstörungen oder morgendlichem Früherwachen.
     
  • Schlafbezogene Atemstörungen wie z.B. das Schlafapnoe-Syndrom werden mit zunehmendem Alter häufiger und führen neben Tagesmüdigkeit, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen auch zu Depressionen.

Altersbedingte Veränderungen im Stoffwechsel, auch im Bereich der Botenstoffe im Gehirn (Neurotransmitter) und Hormone, konnten bislang nicht als mögliche Risikofaktoren einer Altersdepression belegt werden.

Psychosoziale Faktoren

Die späte Lebensphase ist durch Verluste gekennzeichnet und/oder durch das Erlernen einer ungewohnten Rolle bzw. der Anpassung an neue Gegebenheiten. Diese psychosozialen Einflüsse können die Entwicklung einer Altersdepression begünstigen. Eine nicht erfolgte Verarbeitung früherer Erlebnisse kann den Betroffenen in diesen Situationen besonders destabilisieren.

Zu den möglichen psychosozialen Risikofaktoren für die Entstehung einer Altersdepression zählen folgende Punkte:

  • Wechsel von der Berufstätigkeit in die Rente oder Pension: Wegfall des beruflichen Umfeldes, der Kollegen, des Status, damit einhergehend das Gefühl des „Nicht-Gebrauchtwerdens“
     
  • Tod des Partners, enger Familienmitglieder oder der Freunde, damit auch Bewusstwerden der eigenen Endlichkeit
     
  • Durch Verlust des Partners und/oder Auszug der Kinder ungewohntes Alleinleben, Wegfall wichtiger Aufgabenfelder
     
  • Räumliche Trennung von Kindern und Enkeln
     
  • Verminderte soziale Kontakte durch mangelnde Beweglichkeit, Inkontinenz, Schwerhörigkeit oder Sehbeeinträchtigung
     
  • Finanzielle Rückschritte durch die Rente/Pension
     
  • Aufgabe bzw. Verkleinerung des eigenen Haushalts und damit eines Stückes Selbstständigkeit durch Umzug in eine Senioreneinrichtung

Fachliche Unterstützung: Dr. Lutz M. Drach, PD Dr. Martin Haupt (DGGPP)