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Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Bipolare Erkrankungen - Krankheitsbild

Bei einer bipolaren Erkrankung schwanken die Betroffenen zwischen Phasen von Manie, in denen sie überaktiv, euphorisch oder gereizt sind. Dazwischen können Phasen weniger stark ausgeprägter Manien (Hypomanie) oder Depressionen liegen. 20 bis 60% der Erkrankten erleben neben den depressiven und manischen Polen auch so genannte Mischzustände, bei denen sowohl Symptome der Depression als auch der Manie auftreten. Bipolare Erkrankungen können individuell recht unterschiedliche Formen und Verläufe haben. Darum ist das Krankheitsbild nicht immer klar zuzuordnen und zu erkennen.

Besonders ausgeprägt und schwerwiegend sind bipolare Erkrankungen, wenn psychotische Symptome auftreten, d.h. der Patient, die Patientin nimmt wegen einer Störung des Realitätssinnes sich und die Umwelt verzerrt wahr. Sie kommen häufiger bei Manien als bei Depressionen vor. Über zwei Drittel aller Patienten mit Manien zeigen einzelne psychotische Symptome, darunter grenzenlose Selbstüberschätzung, Verfolgungswahn, Wahngedanken und Halluzinationen.
In der folgenden Tabelle sind mögliche Symptome einer manischen und einer depressiven Episode zusammengefasst und gegenübergestellt:

Symptome bipolarer Episoden

[Tabelle]

Bei einigen Patienten lassen sich in ihrer manischen Phase statt der Euphorie auch Reizbarkeit und Misstrauen beobachten.

Bei einer Hypomanie treten - meist nur für wenige Tage - die gleichen Symptome auf wie bei einer Manie, allerdings wesentlich schwächer ausgeprägt. Der Betroffene ist noch in der Lage, die Realität und seine persönliche Situation zu erfassen. Eine Hypomanie kann als kurze und vorübergehende Steigerung der normalen Stimmungslage auftreten, sie kann aber auch Vorbote einer ausgeprägten Manie sein. In der Regel ist es erforderlich, auch bei einer Hypomanie so schnell wie möglich therapeutisch einzugreifen, da sie oft der Anfang einer Manie ist und meistens nach einer Manie wieder eine Depression folgt.

Doch in den meisten Fällen kommen die Betroffenen in der manischen Phase nicht zum Arzt oder zur Ärztin. Sie fühlen sich nicht krank. Der Hinweis eines anderen auf ihre offensichtlich problematische Stimmungslage kann zu Aggressivität und hartnäckiger Verleugnung führen. Besonders, wenn jemand vorher unter einer depressiven Phase gelitten hat, kann die Manie von ihm verständlicherweise wie eine Befreiung aufgenommen werden.

Fachliche Unterstützung: Prof. Dr. Gregor Hasler, Bern (SGPP) und Prof. Dr. med. Michael Bauer, Dresden (DGPPN), Dr. Roger Pycha, Bruneck (SIP)