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Zur Prävention von Parkinson ist auch eine gesunde Darmflora wichtig

© Tatiana Shepeleva_AdobeStock

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Eine veränderte Zusammensetzung der Bakterienarten im Darm kann bei der Krankheitsentstehung von Parkinson eine bedeutsame Rolle spielen. Darauf weisen Experten des BDN anlässlich des Welt-Parkinson-Tags am 11. April hin.

Das Parkinson-Syndrom stellt mit 400.000 Betroffenen hierzulande die häufigste neurodegenerative Bewegungsstörung dar, die genauen Ursachen dieser Erkrankung sind allerdings noch weitgehend unbekannt. Insofern gibt es zwar symptomatische Behandlungsmöglichkeiten, aber noch keine kausale Therapie der Erkrankung. Jetzt weist eine aktuelle Studie aus Japan darauf hin, dass ein verändertes Mikrobiom – also eine veränderte Zusammensetzung der Bakterienarten im Darm – bei der Krankheitsentstehung eine bedeutsame Rolle spielen kann. Darauf weisen Experten des Berufsverbands Deutscher Neurologen (BDN) anlässlich des Welt-Parkinson-Tags am 11. April hin.

Zusammensetzung des Mikrobioms bei Parkinson-Patienten ist verändert
In der Studie wurden die Mikrobiome von Parkinson-Patienten analysiert und dann mit denen gesunder Kontrollgruppen verglichen. Dabei wiesen Parkinson-Patienten u.a. deutlich mehr Darmbakterien aus der Familie der Enterobacteriaceae auf als Kontrollpersonen mit gesunder Darmflora.

Darmbakterien können über die Darm-Hirn-Achse ins Gehirn gelangen
Bei der Krankheitsentstehung von Parkinson könnten theoretisch Stoffwechselprodukte bestimmter Darmbakterien - wie z.B. der Enterobacteriaceae - über die Darm-Hirn-Achse (z. B. den Vagusnerv) ins Gehirn gelangen und dort zu einer Fehlfaltung und Verklumpung eines Proteins alpha-Synuclein führen, das ein normaler Bestandteil von Nervenzellen ist. Während dieses Protein in gesunden Hirnzellen in löslicher Form vorliegt, verklumpt es bei Parkinson-Patienten und sammelt sich so über Jahre in deren Gehirnen an, was man histologisch als sogenannte Lewy-Körperchen nachweisen kann. Fatalerweise bringen diese Ablagerungen bevorzugt Dopamin bildende Nervenzellen zum Absterben. Es wird vermutet, dass der dadurch herbeigeführte Dopaminmangel dann u.a. die im Krankheitsverlauf zunehmend auftretenden Bewegungsstörungen bei Parkinson verursacht.

Schon viele Jahre vor Ausbruch der Erkrankung tritt häufig chronische Verstopfung auf
„Diese Studie weist daraufhin, dass Störungen der Darmflora ein Mitverursacher der Parkinson-Erkrankung sein können. Schließlich leiden viele Patienten einige Jahre, bevor sich die ersten Parkinson-Symptome überhaupt bemerkbar machen, schon an chronischer Verstopfung“, erläutert Dr. Curt Beil vom Berufsverband Deutscher Neurologen (BDN) mit Sitz in Krefeld, der sich als Arzt für Neurologie und Nervenheilkunde in Köln niedergelassen hat.

Was eine gesunde Darmflora fördert
Das Mikrobiom wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Für eine gesunde Darmflora - und damit auch zur möglichen Prävention von Parkinson - empfiehlt sich eine ausgewogene, gesunde Ernährung wie zum Beispiel die mediterrane Kost. Ratsam ist auch der Verzicht auf Zigaretten, die Vermeidung von Stress und wann immer möglich auch das Umgehen einer Behandlung mit Antibiotika, die der Darmflora schaden können.

Quelle: Scientific Reports, online seit 7.2.2023

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