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Schizophrenie: Gute Erfolgsaussichten bei früher Behandlung

Weil schizophrene Erkrankungen recht komplex sind, werden in der Regel unterschiedliche therapeutische Maßnahmen angewendet, um den Patienten bei der Rückkehr in den normalen Alltag zu helfen. Bei einer akuten Erkrankung kommt es unter Behandlung meist rasch zum Abklingen der psychotischen Episode.

Schizophrene Störungen gehören zu den Psychosen. Dabei handelt es sich um schwere psychische Erkrankungen, welche die psychischen Funktionen eines Menschen (zumeist phasenweise) erheblich beeinträchtigen. Die Akutphase der Schizophrenie zeigt sich häufig mit vielgestaltigen Symptomen, wie Wahnvorstellungen und Halluzinationen, Zerfahrenheit und Gereiztheit sowie auch Gedankeneingebung und einem äußeren Fremdbeeinflussungserleben. In der Regel tritt die Erkrankung erstmalig im jungen Erwachsenenalter auf – wobei sich viele Symptome einer akuten Psychose in abgeschwächter Form oft bereits Jahre vorher zeigen. „Bei einer akuten Erkrankung kommt es unter Behandlung meist rasch zum Abklingen der psychotischen Episode. In der Folge bilden sich bei deutlich mehr als der Hälfte der Betroffenen die Symptome weitestgehend vollständig zurück, so dass sie ein nahezu normales Leben führen können und auch voll erwerbstätig sind“, berichtet Prof. Peter Falkai von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) mit Sitz der Gesellschaft in Berlin. „Bei dem anderen Teil lässt sich das Risiko für das Auftreten erneuter schwerer Schübe unter konsequenter Behandlung meist deutlich verringern. Wichtig ist eine frühzeitige Behandlung, denn je länger eine Therapie herausgezögert wird, desto schlechter ist die Prognose.“ Begrenzt erwerbsfähig sind in der Folge noch 19 Prozent der übrigen Erkrankten, 17 Prozent sind erwerbs- und 8 Prozent arbeitsunfähig.

Therapie kombiniert verschiedene Behandlungsmethoden

Weil schizophrene Erkrankungen recht komplex sind, werden in der Regel unterschiedliche therapeutische Maßnahmen angewendet, um den Patienten bei der Rückkehr in den normalen Alltag zu helfen. Die Therapie baut auf einer individuell abgestimmten Kombination von medikamentöser Therapie, Psychotherapie und anderen therapeutischen Verfahren auf. „Eine medikamentöse Behandlung mit Antipsychotika verringert oder beseitigt in vielen Fällen die akuten Symptome und vermag auch Rückfällen vorzubeugen. Dabei haben sich die Medikamente zur Behandlung von psychotischen Erkrankungen in den letzten Jahren sehr verbessert und gehen heute mit wesentlich weniger unerwünschte Nebenwirkungen einher“, meint Prof. Falkai. „Auch psychotherapeutische Maßnahmen können dabei helfen, psychotische Symptome zu verringern und das Rückfallrisiko zu senken.“ Eine Psychotherapie kann in allen Phasen der Erkrankung begonnen werden. Auch bei langjährig und ungünstig verlaufenden Psychosen kann es später noch zu einer deutlichen Verbesserung der Gesundheit und des persönlichen Wohlbefindens kommen.

Unterschiedlichen Faktoren beeinflussen Entwicklung und Fortbestehen der Krankheit

Für die Entstehung einer schizophrenen Psychose gibt es keine einzelne Ursache, es müssen stets mehrere Faktoren zusammentreffen. Dabei ist es individuell verschieden, welche Faktoren welche Rolle bei der Krankheitsentstehung spielen. Es können belastende oder starke emotionale Lebensereignisse sein, die bei einer vorhandenen genetischen oder biologischen Empfänglichkeit dazu führen, dass sich die Erkrankung entwickelt. Dazu gehören einerseits negative Ereignisse, wie der Verlust eines Angehörigen oder des Arbeitsplatzes sowie andauernde Spannungen oder Konflikte im beruflichen oder privaten Bereich. Andererseits können aber durchaus auch vermeintlich freudige Ereignisse, wie etwa die Geburt eines Kindes, als Auslöser fungieren.

Schizophrenie ist keine seltene Erkrankung. Vergleichbar mit Rheuma erkrankt etwa einer von 100 Erwachsenen in seinem Leben daran. Die Erkrankung tritt bevorzugt zwischen dem 15. und dem 35. Lebensjahr auf - Männer erkranken etwa 3 bis 4 Jahre früher als Frauen.

Quelle:
Praxishandbuch Schizophrenie. Diagnostik – Therapie – Versorgungsstrukturen. Peter Falkai (Hrsg.). 2016. Urban & Fischer/Elsevier

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