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Hinter Beklemmung bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel kann Agoraphobie stecken

Agoraphobiker fürchten bestimmte Situationen wie sich auf öffentlichen Plätzen aufzuhalten oder sich in engen überfüllten Räumen oder Verkehrsmitteln zu befinden.

Treten bei Menschen, die öffentliche Verkehrsmittel benutzen, plötzlich Herzrasen, Atemnot und Beklemmungsgefühle auf, kann die Ursache eine Agoraphobie sein. „Agoraphobiker fürchten bestimmte Situationen wie sich auf öffentlichen Plätzen aufzuhalten oder sich in engen überfüllten Räumen oder Verkehrsmitteln zu befinden. Dabei löst oftmals der Gedanke an die Entfernung von sicheren Orten oder Personen oder an die Einengung der Bewegungsfreiheit die Angstattacke aus“, berichtet Dr. Christa Roth-Sackenheim, vom Berufsverband Deutscher Psychiater (BVDP) in Krefeld. „Danach entwickelt sich oftmals eine zunehmende Vermeidung der auslösenden Situation. Dies kann bis zu einer ausgeprägten Beeinträchtigung des Alltagslebens führen, weil keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr benutzt werden oder in ausgeprägten Fällen das Haus nicht mehr verlassen wird.“ Die Agoraphobie ist wie die Spinnenphobie oder die soziale Phobie eine Angsterkrankung, die sich auf bestimmte Auslöser begrenzt. In manchen Fällen tritt parallel jedoch eine Panikstörung auf, die sich wiederum nicht auf spezifische Situationen oder besondere Umstände beschränkt. „Panikattacken sind nicht vorhersehbar. Die typischen Symptome sind wie bei anderen Angsterkrankungen Herzklopfen, Brustschmerz, Erstickungsgefühle und Schwindel“, ergänzt die Psychiaterin aus Andernach. „Aber auch Entfremdungsgefühle, wie eine abnorme Wahrnehmung der Umwelt oder auch sich selbst gegenüber - also den eigenen Gedanken, dem Körpergefühl und der Selbstwahrnehmung - können dabei auftreten.“ Während bei manchen Betroffenen die körperlichen Symptome überwiegen, stehen bei anderen die psychischen im Vordergrund. Die durchschnittliche Anfallsdauer bei Angstanfällen liegt bei etwa 30 Minuten.Agoraphobien beginnen meist zwischen 20 und 30 Jahren. Frauen sind doppelt so oft davon betroffen wie Männer. „Im Verlauf der Störung kann es zu beschwerdefreien Phasen kommen, doch die Prognose ist bei unbehandelter Erkrankung ungünstig. In der Folge können Depressionen sowie Alkohol- und Medikamentenmissbrauch auftreten und die Problematik weiter verschärfen“, meint die Expertin. „Betroffene sollten sich unbedingt an einen Psychiater wenden, denn die Störung ist gut behandelbar.“ Vor der Therapie der Agoraphobie müssen andere psychische Störungen, wie etwa Psychosen oder organische Krankheiten ausgeschlossen werden. Die Therapie der Wahl bei der Agoraphobie ist die Verhaltenstherapie mit dem Grundprinzip der Konfrontation mit den angstauslösenden Situationen. Dabei begeben sich der Betroffene und sein Therapeut an den jeweiligen Ort oder die Situation, die Angst auslöst. „Mit Hilfe des Therapeuten stellt sich der Betroffene seinen Ängsten, um erleben zu können, dass die Angst unbegründet ist und mit der Zeit von allein nachlässt. Beide bleiben so lange in der Situation, bis bei dem Patienten die Angst vollständig abgeklungen ist“, erklärt Dr. Roth-Sackenheim.

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