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Flüssigkeitsmangel kann bei älteren Menschen Verwirrtheitszustände auslösen

Tritt bei einem älteren Menschen kurzfristig Verwirrtheit auf, liegen oft körperliche Erkrankungen zugrunde. Insbesondere im Sommer kann unter anderem eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr für ein so genanntes Delirium (Delir) ursächlich sein.

Tritt bei einem älteren Menschen kurzfristig Verwirrtheit auf, liegen oft körperliche Erkrankungen zugrunde. Insbesondere im Sommer kann unter anderem eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr für ein so genanntes Delirium (Delir) ursächlich sein. Dabei handelt es sich um ein akutes organisches Psychosyndrom. „Bei akut auftretenden Verwirrtheitszuständen können sich die Symptome innerhalb von wenigen Stunden bis Tagen entwickeln. Im Gegensatz zu einer schleichend beginnenden Demenz, ist für ein Delir das plötzliche Auftreten einer sehr unterschiedlich zusammengesetzten Symptomatik mit Störungen des Bewusstseins und der Aufmerksamkeit, der Wahrnehmung, des Denkens, des Gedächtnisses, der Psychomotorik und der Emotionalität typisch. Auch ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus sowie körperliche Symptome wie Schwitzen, Bluthochdruck und schneller Puls können vorliegen und machen aus dem Delir eine potentiell lebensbedrohliche Situation“, berichtet Priv.-Doz. Dr. Martin Haupt, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie (DGGPP), die ihren Sitz in Wiehl hat. „Häufige Gründe hierfür sind gerade bei älteren Menschen eine Austrocknung des Körpers durch Flüssigkeitsmangel sowie auch Elektrolytstörungen. Gerade bei trockener, heißer Witterung sollten Senioren unbedingt darauf achten, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.“ Mit dem Alter wird das Auftreten von Flüssigkeitsmangel auch dadurch befördert, dass in diesem Lebensalter das Durstgefühl ausbleiben kann.

Bemerken Angehörige oder andere Personen Verwirrtheitszustände bei Älteren, muss umgehend eine medizinische Versorgung gewährleistet werden. „Um Folgeschäden zu vermeiden, ist es wichtig, frühzeitig die Ursache der schweren Verwirrtheit zu erkennen und diese entsprechend zu behandeln“, betont der Düsseldorfer Gerontopsychiater und -psychotherapeut. „Das Delir kann auch das erste Anzeichen einer schweren körperlichen Erkrankung darstellen. Manchmal führt auch das gleichzeitige Auftreten mehrerer Störungen von Körperfunktionen zu einem Delir.“ Weitere häufige Ursachen, die bei älteren Menschen für Verwirrtheitszustände in Frage kommen, sind auch Stoffwechselstörungen, Infektionen, Herzrhythmusstörungen, Störungen der Durchblutung des Gehirns oder Medikamentennebenwirkungen und -überdosierung. Ferner können Entzugs- oder Intoxikationen zu einem Delir führen, beispielsweise bei Alkohol- oder Benzodiazepinabhängigkeit oder aber beim Ansetzen oder Absetzen von Schmerzmitteln.

Verwirrtheitszustände treten gehäuft nachts auf, wenn die Möglichkeiten zur Orientierung eingeschränkt sind. Auch im Rahmen von Krankenhausaufenthalten von älteren Menschen ist das Symptom eine nicht seltene Komplikation. „Als Auslöser kommen hier die besondere Belastungssituation, die unvertraute Umgebung im Krankenhaus, die zahlreichen Untersuchungen und vielen unbekannte Personen infrage, die letztlich für Stress bei den Betroffenen sorgen“, erklärt Dr. Haupt. Aber auch Reizüberflutung durch zu viele Geräusche oder Menschen im Umfeld sind mögliche Auslöser, ebenso wie Beeinträchtigungen im Bereich der Wahrnehmungen - etwa wenn Betroffene ihre Brille oder ihr Hörgeräte nicht tragen.Akute Verwirrtheitszustände können sich wieder völlig zurückbilden, wenn die Ursache oder Grunderkrankung erfolgreich behandelt werden kann. Sind Medikamente für das Störungsbild verantwortlich, können diese abgesetzt werden, wenn sie nicht lebensnotwendig sind.

Mitunter können akute Verwirrtheitszustände auch in ein chronisches Stadium übergehen – insbesondere, wenn die Grunderkrankung nicht therapierbar ist. Entwickeln sich chronische Verwirrtheitszustände schleichend, liegen dem meist strukturelle Veränderungen des Gehirns zugrunde, die auf eine Schädigung z.B. durch die Parkinson- oder Alzheimererkrankung zurückzuführen sind.

Quelle: Der Hausarzt 2013; 50 (4): 27-30

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