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Elektrokrampftherapie: Eine gute Behandlungsoption bei schwer behandelbaren Depressionen

Bei therapieresistenten Depressionen ist die Elektrokrampftherapie bislang das wirksamste antidepressive Behandlungsverfahren, denn die Erfolgsquote liegt selbst bei diesen Patienten noch bei 50 bis 70 Prozent.

Bei der Therapie von depressiven Störungen , die mit Medikamenten und psychotherapeutischen Verfahren schwer zu behandeln sind, kann die Elektrokrampftherapie (EKT) gute Erfolge erzielen. „Bei fast einem Drittel der Menschen mit einer Langzeitdepression ist eine medikamentöse Therapie nicht ausreichend wirksam, so dass zusätzliche Behandlungsmöglichkeiten herangezogen werden müssen. Dabei kann die Elektrokrampftherapie eine erhebliche Verbesserung der Beschwerden oder ein Verschwinden bewirken sowie auch bei einem hohen Selbstmordrisiko lebensrettend sein. Bei therapieresistenten Depressionen ist die EKT bislang das wirksamste antidepressive Behandlungsverfahren, denn die Erfolgsquote liegt selbst bei diesen Patienten noch bei 50 bis 70 Prozent“, rät Priv.-Doz. Michael Grözinger von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin. „Manchmal kommt es allerdings leider nach der Behandlungsserie zu einer erneuten Verschlechterung, so dass eine Auffrischungsbehandlung oder medikamentöse Neueinstellung notwendig ist.“

Die EKT wird als Serie, in der Regel mit acht bis zwölf Sitzungen, durchgeführt, die meist im Abstand von 2-3 Tagen stattfinden. Die elektrische Stimulation dauert nur wenige Sekunden und erfolgt in Kurznarkose. „Nach heutigem Kenntnisstand ist die Wirkung der EKT auf eine erhöhte Ausschüttung von Neurotransmittern und auf regenerative Prozesse im Zentralnervensystem zurückzuführen. Der genaue Mechanismus ist jedoch noch nicht abschließend geklärt“, ergänzt der Experte.

Zu Unrecht hat die EKT bisweilen einen schlechten Ruf, was beispielsweise in dem Film „Einer flog über das Kuckucksnest“ aus dem Jahr 1975 zum Ausdruck kommt, in dem der Hauptprotagonist Jack Nicholson zwangsweise eine EKT ohne Narkose über sich ergehen lassen muss. Dabei ist die EKT insgesamt ein wenig belastendes Verfahren im Verhältnis zum angestrebten Therapieerfolg. Die Behandlung wird im narkotisierten Zustand durchgeführt und der Patient erhält ein Medikament zur Entspannung der Muskulatur um Verletzungen aufgrund ruckartiger Bewegungen zu vermeiden. „Nach der Therapie kann es in einigen Fällen vorübergehend zu Gedächtnisstörungen kommen. Als häufigste Nebenwirkung treten Kopfschmerzen auf. Auf der anderen Seite können sich die depressionsbedingte Minderung der geistigen Leistungsfähigkeit und der Antrieb unter einer erfolgreichen EKT-Behandlung erheblich bessern“, erläutert Priv.-Doz. Grözinger von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Aachen. Wird eine Besserung der Symptomatik erreicht, können verhaltenstherapeutische Verfahren nachfolgend oder begleitend eingesetzt werden.

Neben der EKT existieren weitere Behandlungsmethoden, die bei unzureichend erfolgreicher medikamentöser Therapie angewendet werden können. Beispielsweise werden bei der repetitiven transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) nach dem Prinzip der magnetischen Induktion bestimmte Hirnregionen durch die Schädeldecke hindurch stimuliert, deren Aktivität bei Menschen mit Depressionen gestört ist. Dieses Verfahren ist der EKT jedoch im Hinblick auf die Wirksamkeit deutlich unterlegen.

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