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Akute Belastungsreaktion kann in langfristige Störung übergehen

Eine akute Belastungsreaktion tritt meist wenige Minuten nach dem Ereignis ein und ist durch eine vielfältige, oft wechselnde Symptomatik gekennzeichnet. Erste Hilfemaßnahmen nach einem potentiell traumatisierenden Ereignis sollten idealerweise im Rahmen der Erstversorgung als kurzfristige Krisenintervention erfolgen. Auch anschließend kann eine psychologische Begleitung notwendig und wichtig sein, um der Entwicklung einer posttraumatischen Belastungsstörung entgegenzuwirken.

Schwere Unfälle, Katastrophensituationen oder Gewalterfahrungen und andere Schicksalsschläge können Menschen manchmal derart erschüttern, dass sich ihr gewohntes Leben verändert. Zunächst stellt sich oft eine Belastungsreaktion als Folge des außergewöhnlichen Stresses ein, die nach kurzer Zeit wieder abklingt. In manchen Fällen kann diese akute Reaktion jedoch in eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), eine schwere psychische Erkrankung, übergehen. „Eine akute Belastungsreaktion tritt meist wenige Minuten nach dem Ereignis ein und ist durch eine vielfältige, oft wechselnde Symptomatik gekennzeichnet. Sie kann mit Desorientierung, einer Unfähigkeit, das Erlebte in Worte zu fassen sowie Unruhe und Hyperaktivität einhergehen. Manche Betroffene haben auch eine vollständige Erinnerungslücke und es können körperliche Beschwerden wie Übelkeit und Kopfdruck hinzukommen“, erklärt Dr. Sabine Köhler vom Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN) mit Verbandssitz in Krefeld. „Solch eine akute Belastungsreaktion klingt in der Regel innerhalb von Stunden oder Tagen ab oder überdauert zumindest nicht länger als einen Monat. Bei starken Erregungszuständen können zur Beruhigung kurzzeitig Psychopharmaka unter ärztlicher Aufsicht verabreicht werden.“ Erste Hilfemaßnahmen nach einem potentiell traumatisierenden Ereignis sollten idealerweise im Rahmen der Erstversorgung als kurzfristige Krisenintervention erfolgen. Auch anschließend kann eine psychologische Begleitung notwendig und wichtig sein, um der Entwicklung einer posttraumatischen Belastungsstörung entgegenzuwirken. Bei guter Versorgung ist die Prognose günstig, dass die Belastungsreaktion innerhalb von höchstens vier Wochen abklingt.

Gewohnten Tagesablauf aufnehmen und soziale Kontakte halten

Menschen besitzen eigene Kräfte zur Selbstheilung, die nach einem traumatischen Erlebnis durch verschiedene Maßnahmen unterstützt werden können. Einige Verhaltensweisen können dazu beitragen, eine schwere Belastungssituation besser zu bewältigen. „Betroffene Personen sollten nach so einem Ereignis möglichst nicht alleine bleiben und die Erlebnisse nicht nur mit sich alleine ausmachen. Es ist vorteilhaft, über das Erlebte zu sprechen und sich anderen mitzuteilen“, rät die Psychiaterin und Psychotherapeutin. „Auch kann man versuchen zu akzeptieren, dass Anspannung, Ängstlichkeit sowie Schlafstörungen oder auch Scham nach einem traumatischen Erlebnis zunächst völlig normale Reaktionen sind. Entspannungs- und Atemübungen oder auch körperliche Aktivität können dann dabei helfen, Spannungszustände abzubauen.“ Auf Alkohol- oder anderen Drogenkonsum sollte man weitgehend verzichten und auf einen ausreichenden geregelten Schlaf sowie ausgewogene Ernährung achten.

Bei anhaltenden Symptomen professionelle Hilfe aufsuchen

Bestehen länger als vier Wochen Nachhallerinnerungen und Albträume, die Angst vor allem, was an das Ereignis erinnert, wirkt weiter fort oder weitet sich in andere Lebensbereiche aus, sollte man einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie konsultieren. Denn eine akute Belastungsreaktion kann in manchen Fällen in eine langfristige Posttraumatische Belastungsstörung übergehen. „Die PTBS kann durch eine psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung gebessert oder geheilt werden. Die Therapie besteht in erster Linie aus einer traumafokussierten Psychotherapie - falls erforderlich mit medikamentöser Unterstützung“, ergänzt die Expertin.

Grundsätzlich kann jeder Mensch eine psychisch traumatisierende Erfahrung haben und anschließend unter den Folgen leiden. Personen wie Rettungskräfte, Ärzte, Polizisten oder Soldaten haben berufsbedingt ein größeres Risiko, eine Posttraumatische Belastungsstörung zu erleiden. Auch Kinder können eine PTBS entwickeln.

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