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Schlafstörungen können körperliche Erkrankungen auslösen oder fördern

Es mehren sich die Hinweise, dass ein dauerhafter Mangel an gesundem Schlaf schwerwiegende Konsequenzen für die Gesundheit haben kann.

Es mehren sich die Hinweise, dass ein dauerhafter Mangel an gesundem Schlaf schwerwiegende Konsequenzen für die Gesundheit haben kann. So muss beispielsweise die obstruktive Schlafapnoe, die mit Atemaussetzern im Schlaf einhergeht, als Risikofaktor für die Entwicklung von Herz-Kreislauferkrankungen angesehen werden. „Es ist bekannt, dass Patienten mit Bluthochdruck in bis zu 50% aller Fälle an einer behandlungsbedürftigen obstruktiven Schlafapnoe leiden. Bis zu 80% der Apnoe-Patienten haben einen zu hohen Blutdruck“, berichtet Priv.-Doz. Dr. Michael Grözinger von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin. „Ursache des Blutdruckanstiegs ist eine zunehmende Sympathikusaktivität, die durch die Atemstillstände hervorgerufen wird. Der Sympathikus ist Teil des vegetativen Nervensystems, das Organfunktionen wie Atmung, Kreislauf und Stoffwechsel steuert. Er tritt bei Stress in Aktion und wird im Fall der Schlafapnoe über die nächtlichen Atemaussetzer aktiviert. Der Sympathikus bewirkt in solchen Situation über die Ausschüttung von Stresshormonen - wie Adrenalin und Noradrenalin -, dass sich der Herzschlag beschleunigt und sich die Blutgefäße zusammenziehen, was zu Bluthochdruck führen kann.“ Neben Bluthochdruck wurde die obstruktive Schlafapnoe auch als Risikofaktor für Herzinfarkt, Herzrhythmus-Störungen und auch Schlaganfall erkannt.

In jüngerer Zeit verdichten sich zudem die Hinweise, dass chronische Störungen des Schlafes auch ein Risikofaktor für die Entwicklung von Diabetes mellitus sein können. „Eine große Studie machte deutlich, dass die durchschnittliche nächtliche Schlafdauer offenbar Einfluss auf den Glukose-Haushalt (Zucker-Stoffwechsel) nimmt. So erkrankten Patienten mit einer Schlafdauer von fünf Stunden oder weniger pro Nacht oder mit mehr als neun Stunden Schlaf signifikant häufiger an Diabetes mellitus, als Patienten mit einer Schlafdauer zwischen fünf und neun Stunden“, erläutert Priv.-Doz. Dr. Grözinger von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Aachen. „Andere Untersuchungen zeigten, dass gesunde Studienteilnehmer, deren Schlafzeiten mehrere Tage nacheinander verkürzt wurden, eine Störung der Glukosetoleranz aufwiesen. Eine gestörte Glukose-Toleranz geht oft einer Diabetes-Erkrankung als Vorstadium voraus“, so der Privatdozent.

Auch zwischen Schlaf und dem Immunsystem gibt es offenbar wechselseitige Zusammenhänge. „So zeigte eine Studie, dass bei Menschen, die nach einer Impfung Schlafmangel ausgesetzt waren, die normale Antikörperreaktion um die Hälfte herabgesetzt war. Eine andere Untersuchung ergab, dass Menschen mit einer schlechten Schlafeffizienz und Schlafdauer ein höheres Risiko dafür haben, während der Erkältungszeit an Infekten zu erkranken“, so Priv.-Doz. Dr. Grözinger.

Schlafstörungen sind also nicht nur Symptome von körperlichen oder psychischen Erkrankungen, sondern können auch die Entstehung von körperlichen Erkrankungen auslösen oder fördern. Ein gesunder, erholsamer Schlaf ist dabei nicht nur von der Schlafmenge abhängig, sondern insbesondere auch von der Schlafqualität. Sie sinkt mit der Anzahl der Aufwachreaktionen im Schlaf, wodurch die jeweiligen Schlafphasen unterbrochen werden. Anhaltende Störungen des Schlafs - insbesondere mit Beeinträchtigung der Tagesbefindlichkeit - sollten mit einem Arzt besprochen werden“, rät der Experte. „Dabei sollte der erste Ansprechpartner der Hausarzt sein. Dieser kann organische Erkrankungen - wie beispielsweise Schilddrüsenstörungen - ausschließen.“

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