„Mit Hilfe psychotherapeutischer Verfahren und Medikamenten können Panikattacken, generalisierte Angst und soziale Phobien bei Patienten vermindert oder völlig abgebaut werden“, betont Prof. Dr. Borwin Bandelow von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) mit Sitz in Berlin. „Im Zentrum einer Verhaltenstherapie steht zum einen, die Angst zu reduzieren. Zum anderen werden Betroffenen Angstbewältigungsstrategien vermittelt, die sie selbst einsetzen können. Menschen können lernen, eine Angstsituation realistisch zu bewerten, Angst auszuhalten und auch, dass Angst und die damit verbundenen Symptome wie beispielsweise Herzrasen, Beklemmung und Schwindel von alleine abklingen. Zusätzlich können Angstsymptome und körperliche Begleiterscheinungen durch Medikamente positiv beeinflusst werden.“ In der Praxis werden Medikamente und Psychotherapie häufig kombiniert.
Unbehandelte Ängste können sich immer mehr verselbstständigen
Da körperliche Symptome wie Herzrasen oder Schwindel oft im Vordergrund stehen, werden Angsterkrankungen häufig nicht frühzeitig erkannt und behandelt. Neben den Ängsten und den damit einhergehenden körperlichen Symptomen leiden Betroffene unter mangelndem Vertrauen in die eigene Stärke und unter dem Gefühl des Ausgeliefertseins. Die Patienten quälen sich außerdem häufig mit Ein- und Durchschlafstörungen und haben aufgrund der Auswirkungen ihrer Krankheit Probleme in der Partnerschaft oder der Familie sowie im Berufsleben. Unbehandelt verlaufen die Erkrankungen meist chronisch. „Oft wird die Angst vor der Angst zum beherrschenden Thema, das Betroffenen die Lebensfreude nimmt und ihre allgemeine Zuversicht negativ beeinflusst. Viele reagieren mit Rückzugsverhalten, vermindern ihre Aktivitäten und reduzieren ihre sozialen Kontakte“, erläutert der Professor für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Göttingen. „Auch erhöht sich das Risiko für zusätzliche Erkrankungen wie Depressionen oder Suchterkrankungen. Je früher eine Angststörung erkannt und therapiert wird, desto besser sind die Behandlungsaussichten.“
Fachärztliche Diagnostik wichtig
Zu den Ursachen der Angsterkrankungen gehören soziale, genetische und biologische Faktoren. Differenzialdiagnostisch müssen häufige psychische Störungen wie andere Angsterkrankungen, Depressionen oder körperliche Erkrankungen wie Herzerkrankungen, Asthma u.a. ausgeschlossen werden. Ein Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie kann feststellen, ob tatsächlich eine krankhafte Angst vorliegt oder ob sich die Angst im Rahmen des Normalen befindet. „Unterschieden werden die Panikstörung, die meist mit einer Angst in Menschenmengen oder engen Räumen einhergeht. und die generalisierte Angststörung, die durch anhaltende Sorgen oder Ängste gekennzeichnet ist, wie die Angst, dass Verwandten ein Unglück zustoßen könnte“, ergänzt der Experte. „Bei der sozialen Phobie handelt es sich um eine extreme Form der Schüchternheit.“ Isoliert auftretende Ängste vor einzelnen Objekten oder Situationen sind extrem weit verbreitet, aber die Patienten melden sich selten zur Behandlung – obwohl gerade diese Phobien mit einer Verhaltenstherapie leicht zu therapieren sind.
Angststörungen machen sich meist im frühen Erwachsenenalter bemerkbar. Angststörungen sind die häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland. Mindestens jeder achte Deutsche ist im Verlauf seines Lebens davon betroffen.
Gerade ist eine Leitlinie zur Behandlung der Angststörungen erscheinen (www.awmf.de/leitlinien). Eine repräsentative Gruppe von Experten von 20 Fachgesellschaften und Patientenvertretern sichtete alle wissenschaftlichen Studien zur Behandlung von Angsterkrankungen und gab Empfehlungen zur Behandlung mit Psychotherapie und Medikamenten.
Quelle: www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/erkrankungen/angsterkrankungen/was-sind-angsterkrankungen/ (Angsterkrankungen)
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