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Forschung: Neue Gene für bipolare Störung und Schizophrenie identifiziert

Die Studie zeigt, dass elf Regionen im menschlichen Genom mit diesen häufigen psychiatrischen Erkrankungen assoziiert sind - darunter sechs Regionen, die bisher noch nicht bekannt waren.

Einem Konsortium internationaler Forscher unter Beteiligung des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) ist es gelungen, genetische Faktoren zu entdecken, die zum Risiko für die bipolare Störung (Manisch-depressive Erkrankung) und Schizophrenie beitragen. Diese Studien nehmen viele Hunderttausend genetische Varianten im gesamten Erbgut des Menschen gleichzeitig in den Blick. Die Ergebnisse zeigen, dass elf Regionen im menschlichen Genom mit diesen häufigen psychiatrischen Erkrankungen assoziiert sind - darunter sechs Regionen, die bisher noch nicht bekannt waren.Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass ein Teil dieser Regionen das Risiko sowohl für die bipolare Störung als auch die Schizophrenie beeinflusst. Diese Befunde, die nun in zwei Artikeln durch das Psychiatric Genome-Wide Association Study Consortium (PGC) in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Nature Genetics“ vorgestellt werden, stellen große Fortschritte im Verständnis der Ursachen dieser schweren chronischen Erkrankungen dar. „Auf diese Durchbrüche hat die Forschung bei psychiatrischen Krankheiten seit langem gewartet“, sagt Professor Marcella Rietschel vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim, die zusammen mit Wissenschaftlern aus München und Bonn den deutschen Beitrag zu der internationalen Studie koordiniert hat. „Ausgehend von den identifizierten Regionen im Genom wird man einen Einblick in die beteiligten Gene und deren Funktion erhalten“, sagt Professor Dan Rujescu von der Psychiatrischen Universitätsklinik der Universität München.Schizophrene und bipolare Störungen sind häufig vorkommende schwere Störungen des Gehirns. Zu den Hauptsymptomen der Schizophrenie zählen anhaltender Wahn, Halluzinationen und Gedächtnisprobleme. Bipolare Störungen sind durch schwere Beeinträchtigungen der Gemütslage wie wechselnde Niedergeschlagenheit und dann wieder Euphorie charakterisiert. Diese Störungen, die jeweils etwa ein Prozent der Weltbevölkerung betreffen, treten gewöhnlich im Jugendalter oder im frühen Erwachsenenalter auf. Obwohl es Behandlungsmöglichkeiten gibt, sprechen teilweise Patienten auf diese Therapien nicht ausreichend an. Dann entwickeln sich chronische Verläufe, die zu einer länger dauernden Beeinträchtigung und persönlichem Leid führen. Die Erkrankungen treten häufig familiär gehäuft auf, was auf eine Beteiligung genetischer Faktoren an der Entstehung der Krankheiten hinweist. „Es wird davon ausgegangen, dass eine Vielzahl verschiedener Gene zusammen mit Umwelteinflüssen zum Erkrankungsrisiko beitragen“, sagt Professor Markus Nöthen vom Institut für Humangenetik der Universität Bonn.Quelle: Pressemitteilung des Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI)