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Eine Altersdepression muss ernst genommen werden

Foto: © djoronimo_Fotolia.com

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Fast 40 Prozent aller Suizide werden von über 60-jährigen Menschen begangen! Depressionen können aber auch im höheren Lebensalter medikamentös und psychotherapeutisch gut behandelt, dadurch gebessert oder überwunden werden.

Eine Altersdepression, die Menschen in einem Alter ab 65 Jahren betreffen kann, muss ernst genommen werden - insbesondere auch, weil eine erhöhte Suizidgefahr im Alter besteht: Fast 40 Prozent aller Suizide werden von über 60-jährigen Menschen begangen! „Depressionen können auch im höheren Lebensalter medikamentös und psychotherapeutisch gut behandelt und dadurch deutlich gebessert oder auch überwunden werden. Wichtig hierfür ist eine korrekte Diagnosestellung und eine zielführende Behandlung“, erklärt Dr. Christa Roth-Sackenheim, Vorsitzende des Berufsverbands Deutscher Psychiater (BVDP) mit eigener Praxis für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie in Andernach.

Ursachen und Auslöser sind vielfältig

Gerade im Alter sind Menschen von einschneidenden Lebensveränderungen betroffen, die eine psychische Erkrankung begünstigen oder verursachen können. „Dazu zählen beispielsweise das Ende der beruflichen Tätigkeit, das vermehrte Auftreten von körperlichen Beschwerden und Krankheiten oder auch der Verlust des Partners, von Angehörigen oder Freunden, was zu Gefühlen der Einsamkeit und sozialem Rückzug führen kann“, erläutert Dr. Roth-Sackenheim.

Körperliche Symptome werden oft dem Alterungsprozess zugerechnet

Die Anzeichen einer Altersdepression sind nicht grundsätzlich anders als in jüngeren Jahren. Allerdings sind im Alter bei etwa 80 Prozent der Betroffenen die vordergründigen Symptome anfänglich eher körperlicher Natur, während psychische Veränderungen erst später deutlich werden. Zum einen werden die Symptome einer Altersdepression oft von anderen Begleiterkrankungen überlagert, zum anderen klagen die Betroffenen selten über ihren Gemütszustand. Körperliche Beschwerden werden außerdem oft dem Alterungsprozess zugerechnet, so dass eine Altersdepression meist nicht oder erst spät erkannt wird.

Skepsis gegenüber Psychotherapien kann bei Älteren ausgeprägt sein

Depressive Menschen sind von sich aus häufig nicht in der Lage, über ihre Probleme zu sprechen und sich selbst in Behandlung zu begeben. Daher ist eine Unterstützung von außen wichtig. Es kann dann für Angehörige sinnvoll sein, selbst einen Termin für den Betroffenen zu vereinbaren und zunächst gemeinsam mit ihm zum Arzt zu gehen. In den meisten Fällen verspricht eine Kombination aus medikamentöser Therapie, Psychotherapie sowie soziotherapeutischen Maßnahmen den größten Erfolg. Allerdings können die Skepsis gegenüber einer psychotherapeutischen Behandlung, die Angst vor sozialer Stigmatisierung und die Hoffnung, dass eine medikamentöse Behandlung ausreichen könnte, bei älteren Menschen deutlich ausgeprägt sein. Mehr Information darüber, was genau eine Psychotherapie beinhaltet und was sie bewirken soll, kann solche Bedenken ausräumen.

Behandlungserfolg ist ähnlich groß wie bei jüngeren Patienten

Ein wichtiges Ziel der Alterspsychotherapie besteht darin, dass Betroffene ihre veränderten Lebensumstände akzeptieren und dazu angeregt werden, ihren Alltag wieder aktiv und positiv zu gestalten. Dazu gehört insbesondere, sich eine positive Einstellung zur neuen Rolle als älterer Mensch in der Gesellschaft anzueignen und versöhnt auf das Leben zurückzublicken. Im Vordergrund stehen außerdem der Abbau von Einsamkeit und Isolation, die Verarbeitung von Verlusten und der Umgang mit zunehmender körperlicher Einschränkung. Angehörige können die Krankheitsbewältigung unterstützen, indem sie versuchen, positive Gefühle beim Erkrankten zu verstärken, und ihn zu Aktivitäten ermutigen, ohne ihn dabei unter Druck zu setzen. Wichtig ist, dass Angehörige und Freunde die Erkrankung, die damit verbundene negative Stimmungslage und die Ängste des Patienten ernst nehmen und nicht herunterspielen. In zahlreichen Studien konnte gezeigt werden, dass Psychotherapien, die die psychischen und körperlichen Befindlichkeiten älterer Menschen sowie deren sozialen Rahmenbedingungen berücksichtigen, einen ähnlich großen Behandlungserfolg haben wie entsprechende psychotherapeutische Behandlungen bei jüngeren Menschen.

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