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Restless-Legs-Syndrom: Alkohol- und Koffeinverzicht lindern Beschwerden

Charakteristisch für das Restless-Legs-Syndrom (RLS) sind nachts auftretende, kribbelnde, ziehende oder als Spannung bemerkte Empfindungen in den Extremtäten. Diese werden meist nicht oberflächlich oder hautnah gespürt, sondern gehen scheinbar aus tieferen Gewebeschichten, Muskeln oder Knochen hervor.

Insbesondere während der nächtlichen Ruhephase erleben Betroffene zudem einen unangenehm starken Bewegungsdrang der Beine. Sind die Beschwerden, die oft 5 bis 30 Minuten nach dem Zubettgehen auftreten, stark ausgeprägt, hindern sie die Erkrankten am Einschlafen. Aufstehen und Herumlaufen lässt die Symptome für kurze Zeit vergehen. „Beim RLS-Syndrom handelt es sich um eine Störung der Nervenfunktion, die teilweise auch von äußeren Faktoren beeinflusst wird. So kann ein Verzicht auf alkohol- und koffeinhaltige Getränke in manchen Fällen eine Linderung der Beschwerden bewirken. Auch moderate Bewegung - wie beispielsweise beim Fahrradfahren - wird von einem Teil der Patienten als positiv erlebt. Darüber hinaus können bei akuten Beschwerden Massagen der Beine, kalte Fußbäder oder auch Kniebeugen hilfreich sein“, berichtet Dr. Frank Bergmann vom Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN) mit Sitz in Krefeld. „Stress, schwere körperliche Arbeit und auch anstrengende sportliche Betätigungen können die Symptome hingegen verstärken. Auch bestimmte Medikamente wie beispielsweise Antidepressiva, klassische Antipsychotika sowie auch das Medikament Metoclopramid, das gegen Übelkeit eingesetzt wird, können die Ruhelosigkeit in den Beinen steigern.“ RLS-Betroffene sollten die Einnahme dieser Arzneimittel genau mit ihrem Arzt besprechen.

RLS tritt isoliert oder als Begleiterscheinung anderer Erkrankungen auf

Das RLS-Syndrom kann als selbständige Krankheit ausgeprägt sein, ist aber auch nicht selten Symptom einer anderen Grunderkrankung. „Entsprechende Beschwerden können auch im Zusammenhang mit einer Störung der Schilddrüsenfunktion, bei Eisenmangel, bei stark eingeschränkter Nierenfunktion und bei verschiedenen neurologischen Erkrankungen wie beispielsweise Morbus Parkinson oder Multipler Sklerose auftreten“, ergänzt Dr. Bergmann. „RLS-Symptome kommen darüber hinaus bei Frauen gehäuft auch während der letzten Schwangerschaftswochen und nach der Geburt vor.“ Um die Erkrankung optimal behandeln zu können, ist es wichtig, dass die Ursachen der Beschwerden ärztlich abgeklärt werden.

Bei der Therapie ist es dann wichtig, dass sie auf das individuelle Beschwerdebild abgestimmt ist. Wenn die Ruhelosigkeit in den Beinen auf keine anderen behandelbaren Ursachen zurückgeführt werden kann und Leidensdruck vorhanden ist, kann das RLS in der Regel medikamentös behandelt werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn eine alleinige Umstellung der Lebensgewohnheiten nicht ausreichend ist. „Gut wirksam bei RLS ist die Gabe von Levo-Dopa, einer Vorstufe des Botenstoffes Dopamin oder von einem Dopamin-Ersatzstoff. Diese Behandlung führt in der Regel bereits nach der ersten Gabe zu einem Nachlassen der Beschwerden“, so der Nervenarzt. Es stehen jedoch auch andere Arzneimittel gegen ruhelose Beine zu Verfügung, die bei Gegenanzeigen, Unverträglichkeiten, oder unerwünschten Nebenwirkungen wie z. B. Wassereinlagerungen in den Beinen eingesetzt werden können.

Das Restless-Legs-Syndrom zählt mit einem altersabhängigen Auftreten von 3 bis 10 Prozent der Bevölkerung zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen. Der Schweregrad kann dabei sehr unterschiedlich ausgeprägt sein - bei sehr starken Symptomen wird ruhiges Sitzen, Liegen oder Schlafen fast unmöglich. Das Syndrom kann bereits bei Kindern und Jugendlichen auftreten.

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