Neurologen und Psychiater im Netz

Das Informationsportal zur psychischen Gesundheit und Nervenerkrankungen

Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Migräne: Bei ungewöhnlichen und anhaltenden Anfällen an Schlaganfall denken

Migränepatienten leiden nicht nur an den regelmäßig wiederkehrenden Kopfschmerzattacken und Übelkeit, sondern einige von ihnen haben auch ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle.

Migränepatienten leiden nicht nur an den regelmäßig wiederkehrenden Kopfschmerzattacken und Übelkeit, sondern einige von ihnen haben auch ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle . Das Risiko ist insbesondere bei Migränepatientinnen mit Aura etwas erhöht. Kommen weitere Risikofaktoren, wie Nikotinkonsum oder bei Frauen die Einnahme östrogenhaltiger Empfängnisverhütungsmittel hinzu, steigern diese das Schlaganfall-Risiko weiter. Die Symptome einer Migräne mit Aura können denen bei einem Schlaganfall ähneln. „Bemerken Betroffene bei einer Aura ungekannte neurologische Symptome oder treten Aura-Beschwerden wie Empfindungs-, Seh- oder Sprachstörungen plötzlich zu Kopf- und Gesichtsschmerzen auf, sollte unbedingt auch an einen Schlaganfall gedacht werden“, sagt Prof. Martin Dichgans von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in Berlin. „Auch wenn die Kopfschmerzen nach Medikamenten-Einnahme nicht abklingen und Symptome wie Lähmungserscheinungen, Artikulationsstörungen oder Sehstörungen länger als sonst bestehen bleiben, sollte man sich sicherheitshalber rasch in einer neurologischen Station - am besten in einer Stroke Unit - untersuchen lassen.“ Faktoren, die allgemein das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen, sind Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen, erhöhte Blutfettwerte, Übergewicht und Bewegungsmangel.

Mit einer Aura sind neurologische Symptome gemeint, die im typischen Fall für die Dauer von ca. 30 Minuten dem eigentlichen Migräneschmerz vorausgehen. Sie sind durch eine allmähliche Zunahme und ein langsames Abklingen gekennzeichnet und bilden sich in der Regel vollständig zurück - meist innerhalb einer Stunde. Am häufigsten handelt es sich um Sehstörungen, die einseitig links oder rechts im Gesichtsfeld auftreten. Etwas seltener sind Auren in Form von Gefühlsstörungen an Armen oder Beinen. „Typisch für einen Schlaganfall sind plötzlich einsetzende Beschwerden, wie Taubheit, Schwäche oder Lähmung des Gesichts, des Armes oder des Beines, meist auf einer Körperseite, eine plötzliche Sprachstörung, sowie unvermittelt auftretender Schwindel oder der Verlust des Gleichgewichts gelegentlich in Kombination mit Kopfschmerzen“, ergänzt der Experte vom Klinikum der Universität München.

Bislang können Migräne-Auren weder medikamentös, noch durch ein bestimmtes Verhalten günstig beeinflusst werden, wenn sie akut auftreten. Schmerzmittel und spezielle Migräne-Medikamente - wie beispielsweise Triptane - können eine Aura nicht verkürzen. Sie sollten erst eingesetzt werden, wenn die Aura abgeklungen ist. „Hauptaugenmerk der Behandlung sollte auf der Vorbeugung von Attacken liegen – insbesondere bei Patienten mit häufiger mindestens monatlich auftretender Migräne. Dazu zählen beispielsweise das Einhalten eines regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus, eine ausgewogene Ernährung und die Anwendung von Entspannungsverfahren sowie Akupunktur“, ergänzt Prof. Dichgans. „Ob durch Prophylaxe und eine optimale Akutbehandlung von Migräne-Attacken das Schlaganfall-Risiko gesenkt werden kann, ist nicht bekannt. Migräne-Patientinnen sollten keine östrogenhaltigen Verhütungsmittel verwenden und auch nicht rauchen - insbesondere, wenn sie unter Migräne mit Aura leiden.“

Migräne ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Etwa 12 bis 14% aller Frauen und 6 bis 8% aller Männer in Deutschland leiden darunter. Die erste Migräneattacke erleiden die meisten Frauen bereits zwischen dem 12. und 16. Lebensjahr und Männer im Alter von 16 bis 20 Jahren.

Die Pressemeldung der DGN ist mit Quellenangabe zur Veröffentlichung freigegeben.Bitte weisen Sie bei Verwendung im Printbereich auf das Informationsportal der DGN, www.neurologen-im-netz.de, hin. Bei Online-Veröffentlichung erbitten wir eine Verlinkung auf die Website.