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Bei Spannungskopfschmerzen rezeptfreie Schmerzmittel nicht längerfristig anwenden

Wenn keine ernsthafte Erkrankung vorliegt, sondern Spannungskopfschmerzen gelegentlich auftreten, können sich Betroffene zunächst mit Hilfe von Entspannungsverfahren und rezeptfreien Medikamente helfen. Über einen längeren Zeitraum dürfen Schmerzmittel jedoch ohne ärztliche Anweisung nicht eingenommen werden, sonst droht die Gefahr, dass die Medikamente selbst Kopfschmerzen verursachen.

Unter gelegentlichen Spannungskopfschmerzen leiden etwa 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung. Frauen sind dabei etwas häufiger betroffen als Männer. Dabei handelt es sich um einen milden bis mittelschweren Schmerz, der einen dumpf-drückendem Charakter hat. Wenn keine ernsthafte Erkrankung vorliegt, können sich Betroffene zunächst mit Hilfe von Entspannungsverfahren und rezeptfreien Medikamente helfen. Über einen längeren Zeitraum dürfen Schmerzmittel jedoch ohne ärztliche Anweisung nicht eingenommen werden, sonst droht die Gefahr, dass die Medikamente selbst Kopfschmerzen verursachen. „Schmerzmittel bei Kopfschmerzen dürfen nicht häufiger als zehn Mal pro Monat und maximal drei Tage hintereinander eingenommen werden. Ansonsten kann sich ein medikamenteninduzierter Kopfschmerz ausbilden, der ähnliche Symptome wie der Spannungskopfschmerz hat“, warnt Dr. Curt Beil vom Berufsverband Deutscher Neurologen (BDN) mit Sitz in Krefeld. „Grundsätzlich ist es empfohlen, sich bei wiederholt auftretenden Kopfschmerzen neurologisch untersuchen zu lassen, um durch eine korrekte Diagnose auch eine gezielte Behandlung einzuleiten. Eine gezielte Vorbeugung ist in den allermeisten Fällen sinnvoller als die häufige Schmerzmitteleinnahme.“ Hat sich ein medikamenteninduzierter Dauerkopfschmerz entwickelt, muss die Einnahme von Schmerzmitteln über einen Zeitraum von mindestens 14 Tagen ausgesetzt werden. Etwa 80 Prozent der Betroffenen geht es danach im Hinblick auf den medikamenteninduzierten Schmerz besser.

Übergang von gelegentlichen zu chronischen Spannungskopfschmerzen möglich

Aus zunächst gelegentlichen bzw. episodischen Beschwerden kann sich ein chronischer Spannungskopfschmerz entwickeln, wenn nicht gegengesteuert wird. „Wenn Patienten länger als drei Monate, an durchschnittlich mindestens 15 Tagen unter Spannungskopfschmerzen leiden, wird er als chronisch definiert. Dabei hält der Kopfschmerz für Stunden an oder ist kontinuierlich vorhanden“, erklärt Dr. Beil. „Eine ärztliche Abklärung sollte dann unbedingt erfolgen – auch um andere Erkrankungen auszuschließen.“ Hinter der Schmerzentstehung von chronischen Spannungskopfschmerzen können verschiedene Ursachen stecken, wie muskuläre Fehlbelastung oder auch Stress und psychosoziale Belastungen.

Chronische Spannungskopfschmerzen können mit nicht-medikamentösen Verfahren und/oder Medikamenten behandelt werden. „Physikalische und physiotherapeutische Maßnahmen sind insbesondere dann hilfreich, wenn die Schmerzen von der Anspannung der Hals-Nackenmuskulatur ausgehen und durch Fehlhaltung mit verursacht werden“, ergänzt der Neurologe. „Auch das Erlernen von Entspannungstechniken kann sehr hilfreich sein, um psychischen Belastungen gegenzusteuern und Entspannung einzuleiten“. Bei chronischen Spannungskopfschmerzen können zudem bestimmte Antidepressiva gute Therapieerfolge erzielen, weil sie unter anderem die Schmerzschwelle erhöhen.

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