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Übersteigerte Aggressionen und abgestumpfte Gefühle können auf Persönlichkeitsstörung hinweisen

Soziale Probleme, die durch rücksichtsloses und gewalttätiges Verhalten zwangsläufig auftreten, werden von den Betroffenen meist als wenig störend oder als unveränderbaren Teil ihrer Persönlichkeit angesehen.

Regelmäßige starke Aggressionsausbrüche und Gleichgültigkeit für die Gefühle anderer Menschen können bei den Betroffenen auf eine dissoziale Persönlichkeitsstörung hindeuten. „Die Patienten neigen zu unvorhersehbarer und launischer Stimmung, emotionalen Ausbrüchen, Streitsucht und der Unfähigkeit, ihr impulsives und aggressives Verhalten zu kontrollieren“, erläutert Prof. Wolfgang Gaebel, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin. „Dabei werden regelmäßig die Rechte anderer Menschen missachtet und verletzt und in letzter Konsequenz ihnen auch körperlicher Schaden zugefügt. Reue und Mitgefühl für Menschen, denen sie Leid zugefügt haben, sind ihnen fremd.“ Personen, die von der psychischen Störung betroffen sind, kommen deshalb auch häufig mit dem Gesetz in Konflikt. Allerdings sind ihnen die Folgen ihres gesetzwidrigen Handelns oft gleichgültig oder sie versuchen dieses rational zu begründen.Menschen mit einem solchen auffälligen Sozialverhalten weisen häufig eine Beeinträchtigung von Gehirnregionen auf, in denen beispielsweise Furchtreaktionen erlernt werden und die an der Entwicklung von moralischen Werten und Mitgefühl beteiligt sind. Zudem gibt es genetische Anlagen, die das Risiko antisozialen Verhaltens erhöhen. „Eine erbliche Veranlagung wirkt sich aber offenbar nur dann auf das Verhalten aus, wenn es in der Kindheit traumatische Erlebnisse gegeben hat“, erklärt Gaebel, der die Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf leitet. „Eine übersteigerte Aggressivität und Impulsivität gepaart mit einer ausgeprägten Gefühlskälte tritt deshalb häufig bei Personen auf, die als Kind selbst vernachlässigt, misshandelt oder hart bestraft wurden und zu wenig liebevolle Zuwendung erhielten.“ Soziale Probleme, die durch rücksichtsloses und gewalttätiges Verhalten zwangsläufig auftreten, werden von den Betroffenen meist als wenig störend oder als unveränderbaren Teil ihrer Persönlichkeit angesehen. Deshalb ist ihre Motivation für eine Therapie eher gering. Stimmen die Patienten dann doch einer Behandlung zu, ist sie oftmals sehr schwierig. „Ganz besonders wichtig ist, dass der Patient eine Behandlung aktiv anstrebt und sich ein vertrauensvolles Verhältnis zum Therapeuten entwickelt“, erläutert Gaebel. „Eine Psychotherapie bietet die Möglichkeit, einen angemessenen Umgang mit Ärger, Wut, Misserfolg und Kritik zu erlernen sowie das gewaltfreie Lösen von Konflikten zu trainieren. Gibt es bestimmte Auslöser für aggressives und impulsives Verhalten, müssen solche Situationen identifiziert werden.“ Auch Rollenspiele können hilfreich sein. Sie bieten die Möglichkeit, konkrete, durchgespielte Konflikte genauer zu untersuchen und gemeinsam mit dem Patienten praktische Lösungswege zu erarbeiten. Eine Psychotherapie kann zeitlich begrenzt durch Medikamente unterstützt werden. „Im Rahmen einer Behandlung die Persönlichkeit eines Menschen grundsätzlich zu ändern ist nicht möglich“, betont der Psychiater und Psychotherapeut. „Es geht vielmehr darum, an den extremen Denk- und Verhaltensweisen der Menschen zu arbeiten, die nicht nur seine Umgebung vor große Probleme stellen sondern auch ihm selbst schaden. Schätzungen zufolge weisen etwa 3 Prozent der männlichen Bevölkerung deutliche Anzeichen einer dissozialen Persönlichkeitsstörung auf. Seltener betroffen sind Frauen mit einem Anteil von rund einem Prozent an der weiblichen Bevölkerung. Erste Hinweise auf die psychische Störung können in der Regel bereits im Kindes- und Jugendalter beobachtet werden. Dazu gehören beispielsweise das Quälen von Tieren, das in Brand setzen von Dingen oder Gegenständen, Vandalismus, häufiges Schule schwänzen oder auch von zu Hause weglaufen. Die Pressemeldung der DGPPN ist mit Quellenangabe zur Veröffentlichung freigegeben.Bitte weisen Sie bei Verwendung im Printbereich auf das Informationsportal der DGPPN, www.psychiater-im-netz.de, hin. Bei Online-Veröffentlichung erbitten wir eine Verlinkung auf die Website.