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Neurologen warnen vor gefährlicher Therapie bei Multipler Sklerose

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie warnt vor sinnlosen und gefährlichen Gefäßeingriffen bei Multiple-Sklerose-Patienten, die derzeit auch in Deutschland gegen privates Honorar angeboten werden.

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie warnt vor sinnlosen und gefährlichen Gefäßeingriffen bei Multiple Sklerose -Patienten, die derzeit auch in Deutschland gegen privates Honorar angeboten werden. Die Eingriffe beruhen auf einer wissenschaftlich nicht haltbaren Theorie des italienischen Arztes Paolo Zamboni zur Entstehung der Krankheit, kritisieren führende Neurologen. Es seien bereits Todesfälle bekannt geworden.Hintergrund der Kritik ist die so genannte „venöse Stauungshypothese“ der Multiplen Sklerose, die unter Fachleuten und in Patientenforen auch als chronisch cerebrospinale venöse Insuffizienz (CCSVI) heftig diskutiert wird und offenbar immer mehr Anhänger findet.

Basierend auf der engen räumlichen Beziehung von Entmarkungsherden und venösen Gefäßen war bereits in den 80er Jahren ein Zusammenhang zwischen einer Störung des venösen Abflusses in Gehirn und Rückmark und der Entstehung der MS postuliert worden. „Nach unserer Meinung gibt es für diese Hypothese keine ausreichenden Beweise, und es gibt erst recht keinen Grund dafür, den vermeintlichen Gefäßstau in einem so genannten Liberation Treatment für mehrere Tausend Euro beseitigen zu wollen“, so MS-Experte Professor Hans-Peter Hartung aus Düsseldorf. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN) sieht sich als neurologische Fachgesellschaft in der gesellschaftlichen Verantwortung, mit ihren mehr als 6500 Mitgliedern die neurologische Krankenversorgung in Deutschland zu verbessern. Sie beteiligt sich an der gesundheitspolitischen Diskussion.