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Diabetische Polyneuropathie: Vorsicht beim Barfußlaufen

Barfußlaufen ist grundsätzlich vorteilhaft, wenn die Füße gesund sind. Zuckerkranke mit einer Polyneuropathie, einer häufig durch den Diabetes ausgelösten Nervenschädigung in Armen und Beinen, sollten jedoch besonders vorsichtig sein, um Verletzungen zu vermeiden.

„Wegen der durch die Polyneuropathie bedingten Nervenschäden spüren viele Betroffene keine Schmerzen, wenn sie sich verletzen. Oder die Schmerzen treten erst sehr spät auf, wenn Geschwüre oder Infektionen schon weit fortgeschritten sind“, warnt Dr. Curt Beil vom Berufsverband Deutscher Neurologen (BDN) mit Sitz in Krefeld. „Neben der Polyneuropathie leiden viele Diabetiker an einer beeinträchtigten Durchblutung der Extremitäten. Daher sind vor allem die Füße anfällig für Infektionen und es kann schon bei kleineren Verletzungen Komplikationen geben, weil die Wundheilung gestört ist.“ Betroffene sollten daher nur dort barfuß laufen, wo keine Verletzungsgefahr besteht. Das Barfußlaufen kann dann die Durchblutung in den Füßen fördern und auch eine bessere Empfindsamkeit trainieren, was grundsätzlich vorteilhaft ist. Grundsätzlich hat körperliche Aktivität einen positiven Effekt auf die diabetische Grunderkrankung und fördert die Durchblutung. Daher ist sportliche Betätigung allgemein empfohlen. Bei der Wahl der Aktivität sollten jedoch krankheitsbedingte Einschränkungen berücksichtigt werden.

Tägliche Fußkontrolle wichtig

Diabetiker, die auch an Polyneuropathie erkrankt sind, sollten ihre Füße am besten jeden Tag inspizieren, um mögliche Wunden frühzeitig zu bemerken. „Bereits kleinste Verletzungen, die durch Anstoßen der Zehenspitzen im Schuh entstehen oder eine aufgescheuerte Blase, können für Zuckerkranke schlimme Folgen haben und zu einem so genannten diabetischen Fuß führen. Dabei entwickeln sich chronische Wunden, die unbehandelt zunehmend das Fußgewebe zerstören“, erklärt der Neurologe. „Betroffene sollten sich nicht scheuen, auch mit kleinen Druckstellen oder Wunden einen Arzt aufzusuchen. Keinesfalls sollten sie abwarten, ob die Sache von allein heilt, denn viele Amputationen sind die Folge einer verschleppten Behandlung.“ Um die Sohlen und die Zehenzwischenräume zu kontrollieren, können Betroffene einen Spiegel zu Hilfe nehmen. Wenn sie schlecht an Ihre Füße herankommen, können sie jemanden aus der Familie um Hilfe bitten. Wenn bei Diabetikern bereits eine Nervenschädigung nachgewiesen wurde, sollten ihre Füße bei jedem Arztbesuch in der Praxis angesehen werden, mindestens jedoch routinemäßig einmal im Jahr. Auch sollten sie ihr Schuhwerk sorgfältig auswählen und für die Fußpflege professionelle Hilfe durch speziell ausgebildete medizinische Fußpfleger in Anspruch nehmen.

An einer Polyneuropathie leiden vor allem ältere Menschen. Rund 3 Prozent der über 60-Jährigen sind nach Schätzungen von der Erkrankung betroffen. Die ersten sensorischen Beschwerden sind häufig Missempfindungen wie Kribbeln und Brennen an Füßen und Händen. Später werden Berührung und Schmerz nur noch vermindert oder gar nicht mehr wahrgenommen, das Wärme-Kälte-Empfinden ist gestört und es können Lähmungen auftreten. 20 Prozent aller an Diabetes mellitus Erkrankten entwickeln früher oder später ein diabetisches Fußsyndrom. Bei einer unzureichenden Behandlung treten Folgeschäden auf, die bis zur Amputation des gesamten Beines führen können. Jährlich werden in Deutschland vierzigtausend Amputationen bei Diabetikern durchgeführt.

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