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Selbstmorddrohungen im Jugendalter immer ernst nehmen

Ein Jugendlicher, der androht Selbstmord zu begehen oder sogar einen Suizidversuch unternimmt, sollte egal wie demonstrativ oder entschlossen er dabei vorgeht, zeitnah jugendpsychiatrisch untersucht werden.

Ein Jugendlicher, der androht Selbstmord zu begehen oder sogar einen Suizidversuch unternimmt, sollte egal wie demonstrativ oder entschlossen er dabei vorgeht, zeitnah jugendpsychiatrisch untersucht werden. „Suizidankündigungen oder -versuche müssen immer ernst genommen werden. Etwa die Hälfte aller Jugendlichen, die einen Selbstmord begangen haben, sprachen innerhalb der 24 Stunden vorher davon oder drohten diesen an“, berichtet Dr. Ingo Spitczok von Brisinski vom Vorstand des Berufsverbands für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland e. V. (BKJPP). „Eine jugendpsychiatrische Untersuchung sollte dann sobald wir möglich nach Bekanntwerden einer Suizidgefährdung oder eines Suizidversuchs vorgenommen werden. Denn Jugendliche sprechen unmittelbar nach einem Suizidversuch offener über ihre Problematik, da sich ein so genanntes kommunikatives Zeitfenster ergibt. Bereits wenige Stunden später können sie sich schon wesentlich verschlossener verhalten.“ Eine zeitnahe fachärztliche Betreuung ist auch deshalb wichtig, weil bei einer bestehenden Suizidalität rechtzeitig Maßnahmen eingeleitet werden können - z.B. die Behandlung auf einer geschlossenen Station -, die Schlimmeres verhindern können.Viele Jugendliche haben vorübergehend suizidale Gedanken. Die Dauer und Ernsthaftigkeit dieser Selbstmordgedanken sowie Gefühle von Ausweglosigkeit, eine Einengung des Denkens und die konkrete Planung des Suizids weisen auf eine besondere Gefährdung hin. „Suizidabsichten können Ausdruck einer behandlungsbedürftigen psychischen Störung sein oder einer Krise, die ohne professionelle Hilfe nicht bewältigt werden kann. Akute Krisensituationen können Zeugnisangst, Liebeskummer oder Schwangerschaftsangst sein, aber auch andauernde Belastungssituationen wie Mobbing, körperliche Misshandlung oder sexueller Missbrauch“, berichtet der Kinder- und Jugendpsychiater vom LVR-Klinikum in Viersen. Mögliche psychische Störungen, die eine Selbstmordgefährdung zufolge haben sind beispielsweise Anpassungs- und Angststörungen, eine ausgeprägte Selbstwertproblematik oder depressive Störungen. Aber auch Psychosen, die drogeninduziert sein können, oder Störungen der Impulskontrolle können ein derartiges Verhalten auslösen.In der Therapie ist es wichtig, einen tragfähigen Dialog zwischen dem Betroffenen, seinem Therapeuten aber auch anderen Bezugspersonen wie Eltern, Geschwistern, Lehrern oder Freunden zu erreichen. „Der familiäre Rückhalt ist von entscheidender Bedeutung für die für die Therapieplanung. Im Rahmen der Behandlung müssen dem Jugendlichen Wege aufgezeigt werden, wie sich seine Sicherheit im heimischen Umfeld verbessern kann“, fügt Dr. Spitczok von Brisinski hinzu. Das soziale Umfeld spielt auch bei der Risikoabschätzung für eine Wiederholung des Suizidversuchs eine große Rolle.Selbstmorde stehen bei Jugendlichen an zweiter Stelle der Todesursachen. In Deutschland unternehmen 3 bis 11% der Jugendlichen einen Selbstmordversuch.

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