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Psychopharmaka bei Kindern: Eltern müssen über Dosierung genau Bescheid wissen

Wird Kindern oder Jugendlichen, die an einer psychischen Störung leiden, eine medikamentöse Therapie empfohlen, ist eine enge Kooperation mit den Eltern und dem Jugendlichen entscheidend, um den Behandlungserfolg zu sichern.

Wird Kindern oder Jugendlichen, die an einer psychischen Störung leiden, eine medikamentöse Therapie empfohlen, ist eine enge Kooperation mit den Eltern und dem Jugendlichen entscheidend, um den Behandlungserfolg zu sichern. „Eltern und Patient werden im Vorfeld einer Therapie über den Nutzen und die Risiken der eingesetzten Psychopharmaka aufgeklärt“, berichtet Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) mit Sitz in Berlin. „Sie müssen über die Dosierung der Arzneimittel und den Verlauf der Therapie genau Bescheid wissen. Weiterhin müssen sie darauf achten, dass die Medikamente regelmäßig eingenommen werden, damit die erwünschte Wirkung eintreten kann und auch, damit eine Beurteilung des Therapieverlaufs durch den Facharzt möglich ist.“ Auch über mögliche Nebenwirkungen müssen Eltern und Patient gut informiert sein, damit sie diese mit dem behandelnden Kinder- und Jugendpsychiater besprechen und abwägen können.

Grundsätzlich gilt bei der Behandlung psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen, dass Medikamente nur bei schweren Erkrankungsformen oder wenn durch Studien der Einsatz eines Medikamentes gut belegt ist eingesetzt werden. „Eine ergänzende Behandlung mit Psychopharmaka ist bei einzelnen Erkrankungen durchaus sinnvoll, meist in Kombination mit psychotherapeutischen und pädagogischen Methoden.

Die Behandlung mit Psychopharmaka ist in jedem Fall nur Teil eines Gesamtkonzeptes, dass immer auch psycho- und soziotherapeutische Maßnahmen beinhaltet“, betont der Kinder- und Jugendpsychiater, der die Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Klinikum der Universität München leitet. „Ausschlaggebend für die Entscheidung zu einer Pharmakotherapie sind dann beispielsweise der Grad der Selbst- und Fremdgefährdung des Betroffenen, das Alter des Patienten sowie das Einverständnis von Patient und dessen Bezugspersonen für eine medikamentöse Therapie.“

Gute Wirksamkeit auch bei Kindern und JugendlichenPsychopharmaka können in der Behandlung von Kindern und Jugendlichen äußerst wirksam sein und die psychosoziale Integration und den Verlauf der Erkrankung maßgeblich verbessern. Über die Dosierung entscheidet in jedem Fall der Arzt. Sie richtet sich unter anderem nach dem Körpergewicht des Kindes und wird an die individuellen Merkmale des Kindes angepasst. „Wegen Besonderheiten des kindlichen Stoffwechsels werden medikamentöse Therapien bei Kindern und Jugendlichen besonders kritisch betrachtet. Auch besteht das Problem, dass viele Medikamente für Kinder und Jugendliche nicht zugelassen sind, also keine ausreichende Anzahl von Studien vorliegen, die die Wirksamkeit der medikamentösen Behandlung zeigen“, erklärt der Experte. „Die Behandlung von Kindern und Jugendlichen ist daher für die Mediziner eine Herausforderung und bedarf großer Sorgfalt“.

Psychopharmaka werden in dieser Altersklasse bei verschiedenen Erkrankungen eingesetzt wie z.B. Psychosen, ADHS, Tic-Störungen (Tourette-Syndrom), Angst- und Zwangsstörungen, depressiven Erkrankungen. Ziel der Therapie ist es, eine frühe Manifestation von Störungen und/oder einen schweren Krankheitsverlauf zu verhindern und erkrankungsbedingte Auswirkungen auf die schulische Leistungsfähigkeit und die Fähigkeit, altersgerechte soziale Fähigkeiten zu entwickeln, zu begrenzen.

QuellenNeuro-Psychopharmaka im Kindes- und Jugendalter - Grundlagen und TherapieProf. Dr. rer. nat. Manfred Gerlach, Prof. Dr. med. Andreas Warnke, Dr. med. Claudia Mehler-Wex, Dr. med. Susanne Walitza, Prof. Dr. med. Christoph Wewetzer978-3-211-79275-9 (Online)-----------------------------------------------------------------------------------(äin-red) Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderpsychiater-im-netz.de. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des Patientenportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.