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Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Nach traumatischem Erlebnis benötigen Kinder ein Gefühl der Sicherheit

Sind Kinder einem potenziell traumatisierenden Erlebnis ausgesetzt, ist neben der notwendigen medizinischen Ersthilfe insbesondere auch psychische Unterstützung – am besten durch die Bezugspersonen – wichtig. Das gilt beispielsweise, wenn Kinder Beteiligte oder Zeugen eines Unfalls wurden, einen Amoklauf miterleben mussten oder anderen extremen Belastungen ausgesetzt waren.

„In einer solchen Situation ist das Bedürfnis von Kindern nach Sicherheit sehr groß. In der Regel sind es die Eltern, die in so einer Situation die größte Sicherheit vermitteln und am wirkungsvollsten emotionale erste Hilfe leisten können“, meint Dr. Ingo Spitczok von Brisinski vom Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland (BKJPP). „Haben die Eltern aufgrund der Vorkommnisse mit ihrer eigenen Überforderung zu tun oder können dem Kind aus anderen Gründen nicht ausreichend emotional zur Seite stehen, ist es ratsam, professionelle Hilfe aufzusuchen.“ Kindern sollte nach einer Krisensituation möglichst bald das Gefühl vermittelt werden, dass ihnen keine weitere Gefahr droht und auch, dass sie nicht alleine sind. Bleiben sie in der Folge längerfristig verängstigt oder aufgebracht, ist professionelle Unterstützung unbedingt notwendig.

Situation dem Kind altersgerecht erklären

Oft braucht es zunächst Trost und Anteilnahme aber auch Informationen, die dem Kind das außergewöhnliche Geschehen erklären. Es ist sinnvoll, dem Kind altersgerecht Informationen zu vermitteln, die ihm helfen, Unwissenheit und Ungewissheit abzubauen und die sein Verständnis für das Geschehen fördern. „Beispielsweise können mögliche körperliche Reaktionen des Kindes, wie Zittern, Schütteln oder Hyperventilieren, angesprochen werden. Dabei sollte dem Kind klargemacht werden, dass diese Reaktionen normal sind“, erklärt der Kinder- und Jugendpsychiater und -psychotherapeut. „Kinder reagieren meist erleichtert, wenn sie erfahren, dass diese heftige Symptomatik vorübergehend und nicht ungewöhnlich ist. Zudem ermutigt es sie, Reaktionen auf ihre Art und Weise zu zeigen, sie auszuhalten und zu akzeptieren. “ Weiterhin ist es gut zu thematisieren, dass Hilfe erfolgen wird und auch, mit welchen Maßnahmen nun zu rechnen ist. Von großer Bedeutung ist, die Kinder in der akuten Situation und auch danach mit ihrer Last nicht alleine zu lassen.

Bezugspersonen sollten besonders aufmerksam sein, wenn das betroffene Kind unangemessene Schuldgefühle äußert. Sie sollten dem Kind ausdrücklich mitteilen, dass seine Schuldgefühle unbegründet sind. Dabei ist eine dem Entwicklungsstand des Kindes angemessene Erklärung zum Geschehen hilfreich. So kann dem Kind geholfen werden, unangemessene und unrealistische Schuldgefühle durch realistische Erklärungen abzulösen. Das kann das Kind entlasten. „Psychische Erste Hilfe kann die Belastung für ein Kind nicht völlig nehmen, aber vermindern“, fügt der Facharzt hinzu. „Hierdurch kann das Risiko für Spätfolgen wie psychosomatische Erkrankungen oder eine posttraumatische Belastungsstörung verringert werden.“ Weil Kinder unter Umständen lange unter den Eindrücken extremer Belastungen leiden, sollten Eltern über einen längeren Zeitraum ihren Kindern gegenüber besonderes aufmerksam und gesprächsbereit sein. Bei bestehenden Beschwerden ist es ratsam die professionelle Unterstützung bei einem Kinder- und Jugendpsychiater zu suchen.

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