Neurologen und Psychiater im Netz

Das Informationsportal zur psychischen Gesundheit und Nervenerkrankungen

Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Kindern helfen bildhafte Vorstellungen beim Trainieren von Entspannung

Das Erlernen von Entspannungstraining kann bereits im Kindesalter eine Haltung der Ruhe und Gelassenheit fördern und Kinder stabilisieren. Je früher Menschen diese Haltungen einüben, desto nachhaltiger können sie Teil der Persönlichkeit werden.

„Es ist sinnvoll, gesundheitsfördernde Verhaltensweisen, die von bleibender Bedeutung sind, schon früh zu vermitteln“, rät Dr. Ingo Spitczok von Brisinski vom Vorstand des Berufsverbands für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland e. V. (BKJPP). „Ein gesunder Umgang mit Stress und Anspannung kann zudem ein Stück weit vor späterem Fehlverhalten wie beispielsweise Alkoholmissbrauch oder psychosomatischen Erkrankungen bewahren.“ Spannungszustände können sich bei Kindern in Form von Aggressivität, Ängsten, Konzentrationsschwächen, Unruhe und Nervosität zeigen. Daneben sind auch körperliche Beschwerden, wie Bauchschmerzen, Kopfschmerzen oder Schlafstörungen möglich.

Das Gelingen von Entspannungsübungen bei Kindern hängt dabei stark von der Bereitschaft und Fähigkeit ab, zuhören und für einen bestimmten Zeitraum ruhig liegen bleiben zu können. Damit es ihnen leichter fällt, sich auf die Übungen einzulassen, ist es vorteilhaft, wenn das Training einen spielerischen Charakter hat. „Die Wirkung von Entspannungstraining beruht darauf, dass allein durch die Vorstellung positive körperliche Veränderungen eintreten können. Bildliche Darstellungen, die aus der Erlebniswelt von Kindern stammen, können in Techniken wie progressive Muskelentspannung, Autogenes Training oder in Fantasiereisen eingebaut werden, um Kindern den Zugang zu den Übungen zu erleichtern“, erklärt der Kinder- und Jugendpsychiater. Da Kinder noch voller Phantasie stecken, haben sie prinzipiell gute Voraussetzungen für das Erlernen von Entspannungstechniken.

Das Verfahren der progressiven Muskelentspannung kann beispielsweise gut kindgerecht umgesetzt werden. „Dabei werden nacheinander verschiedene Körperpartien angespannt und wieder entspannt, um die Wahrnehmung für den eigenen Körperzustand zu verbessern. Auch lernen Kinder dadurch, dass sie Einfluss auf ihren Körperzustand nehmen können“, ergänzt Dr. Spitczok von Brisinski. Soll das Kind eine Hand anspannen, kann man ihm beispielsweise sagen, es soll sich einen feuchten Schwamm vorstellen, den es in der Hand hält, ausdrückt, und den es dann los lässt. Zum An- und Entspannen des Gesichtes kann man es anleiten, für ein paar Sekunden eine Grimasse zu ziehen und diese wieder zu lösen. Wichtig ist, dass die Kinder dabei ruhig weiteratmen und nicht die Luft anhalten. Die ersten Entspannungszeiten sollten dabei nicht länger als eine Viertelstunde dauern und den Kindern auch Spaß machen.

Damit bei Kindern die Wertschätzung von Ruhe und Entspannung überhaupt geweckt wird, müssen sie jedoch manchmal gezielt an diese Situationen herangeführt werden. Eltern, die selbst keine Erfahrung mit diesen Techniken haben, können sich durch professionellen Rat und Literatur zum Thema kundig machen.

(ain-red) Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderpsychiater-im-netz.org. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des Patientenportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.