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Weltkongress mit Patiententag zu ADHS aktuell in Berlin

Ein international hochrangiger, wissenschaftlicher Weltkongress zur Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) erfüllt die Kongressräume des Internationalen Congress Centers Berlin über vier Tage vom 26. - 29. Mai 2011.

Ein international hochrangiger, wissenschaftlicher Weltkongress zur Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) erfüllt die Kongressräume des Internationalen Congress Centers Berlin über vier Tage vom 26. - 29. Mai 2011. Am 28. Mai, Samstag, findet ein „Patiententag“ im Virchow-Klinik der Charité Berlin statt, zu dem alleine mehrere hundert Teilnehmer erwartet werden. Dieser wird vom ADHS Verband Europe organisiert. In Vorträgen und Arbeitsgruppen haben dann Betroffene, Angehörige und die interessierte Öffentlichkeit Gelegenheit, die wissenschaftlichen Ergebnisse des Kongresses zu erfahren und mit führenden Wissenschaftlern zu diskutieren. Es geht um die Probleme des „Zappelphilip“, den der Frankfurter Psychiater Heinrich Hoffmann 1844 im „Struwwelpeter“ – als Weihnachtsgeschenk für seinen Sohn – so anschaulich beschrieben hat. Betroffen sind die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die unter einer schweren Beeinträchtigung von Aufmerksamkeit und Impulsivitätskontrolle leiden vergesellschaftet meist mit einer unbeherrschten motorischen Überaktivität. Mindestens vier Prozent sind im Kindesalter so sehr beeinträchtigt, dass sie der therapeutischen Hilfe bedürfen. Ein Viertel der im Kindesalter Betroffenen leidet unter den Verhaltensproblemen auch noch im Erwachsenenalter schwerwiegend und therapiebedürftig. Seit kurzem gibt es nun in Deutschland eine Zulassung für Methylphenidat zur medikamentösen Behandlung von ADHS bei Erwachsenen. Die Störung zeigt sich bereits im Vorschulalter: die Kinder können in unpassenden Situationen keine Ruhe geben, nicht stillsitzen, sie reden unentwegt, in Gruppen werden sie als störend und als Spielverderber erlebt (Hyperaktivität). Sie scheinen nicht gehorchen zu können, sagen und tun was sie denken ohne über mögliche Fehler oder Nachteile rechtzeitig zu reflektieren, sie drängen sich in den Mittelpunkt jeder Gesellschaft, halten sich nicht an Regeln, geraten immer wieder in Streitigkeiten und erleiden häufig Unfälle, sie können nicht abwarten und sie reagieren hoch erregt auch bei nur geringsten Enttäuschungen; sie scheinen aus erzieherischen Konsequenzen nichts zu lernen (Impulsivität). Sie machen viele Flüchtigkeitsfehler bei schulischen und beruflichen Arbeiten, bei Spielen oder Hausaufgaben können sie nicht längerfristig bei der Sache bleiben, sie sind immer wieder abgelenkt, wirken vergesslich, vermeiden Aufgaben die ausdauernde Anstrengung abverlangen, auch verlieren sie häufig Gegenstände und besonders im Jugend- und Erwachsenenalter wird deutlich, dass sie ihren Alltag nur schwer organisieren können (Aufmerksamkeitsdefizit). Durch das extreme Ausmaß von Aufmerksamkeitsdefizit, Impulskontrollschwäche und Hyperaktivität kommt es schwergradig zu nachteiligen Beeinträchtigungen der Alltagsbewältigung mit seelischen Folgen, so dass dann ADHS eine psychiatrische Störung darstellt. Die Kinder erfahren täglich Kritik und Ermahnungen, sie werden aus Gleichaltrigengruppen ausgeschlossen, abgelehnt als Störenfriede, Unruhestifter und Spielverderber. Darunter leidet früh das Selbstwertempfinden. Das Risiko von schulischen und später beruflichen Schwierigkeiten (Verweis, Nichtversetzung, Sonderbeschulung, Schulausschluss, Arbeitsplatzverlust), eines Abgleitens in Außenseitergruppen, frühen Suchtmittelgebrauchs- und -missbrauchs und schließlich auch von Straffälligkeit ist erheblich. Inhaltlich zur Sprache kommen Ergebnisse zum Verlauf vom Kindes- bis hinein in das auch spätere Erwachsenenalter. Längsschnittstudien belegen, dass die Störung lebenslang sein kann und sich dann häufig andere psychische Erkrankungen („komorbide“ Störungen) damit verbinden, bei Erwachsenen vor allem Ängste, Depressionen, Persönlichkeitsstörungen, Störungen im Sozialverhalten und Suchterkrankungen. Bei Schulkindern beispielsweise bereitet häufiger zusätzlich eine Legasthenie Probleme. Hausaufgabenkonflikte, Schulängste und Schulverweigerung sind die Folge. Wichtig sind aber auch oppositionelles („ungehorsames“, verweigerndes) Verhalten, Tics (unwillkürliche Muskelzuckungen und Lautäußerungen) und Ängste. Weiterführende Informationen finden Sie unter: www.adhd-congress.org