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Studie: Mehr psychische Probleme bei Kindern

Hoher Leistungsdruck führt bei Kindern und Jugendlichen offenbar zunehmend zu psychosomatischen und psychischen Problemen. Erschreckend an der Studie sei vor allem die hohe Zahl von Kindergarten- und Grundschulkindern mit sogenannten somatoformen Problemen wie etwa Kopf- und Bauchschmerzen.

Hoher Leistungsdruck führt bei Kindern und Jugendlichen offenbar zunehmend zu psychosomatischen und psychischen Problemen. Rund ein Viertel der bis zu 18-Jährigen in Deutschland leiden nach einer Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf(UKE) etwa an Kopf- und Bauchschmerzen, Unruhe, Depression oder Ängsten. In den 90er Jahren lag der Anteil noch bei etwa 20 Prozent, so der Kinder- und Jugendpsychiater Prof. Michael Schulte-Markwort.

„Kinder sind heute unglaublich diszipliniert und leistungsbereit“, betonte Schulte-Markwort. „Im Prinzip ist das ja etwas Gutes - aber nicht, wenn sie nicht mehr merken, dass sie sich überfordern, oder wenn ihre Eltern überhöhte Anforderungen stellen.“ Die schulische Belastung könne auch bei Jugendlichen schon ein Burnout-Syndrom zur Folge haben. Er sei inzwischen „mutiger“ geworden und verwende diesen Begriff schon für Betroffene im Kindes- und Jugendalter. „Aber das muss wissenschaftlich noch diskutiert werden.“

Erschreckend an der Studie sei vor allem die hohe Zahl von Kindergarten- und Grundschulkindern mit sogenannten somatoformen Problemen wie etwa Kopf- und Bauchschmerzen, sagte Schulte-Markwort. „Das hat deutlich zugenommen.“ An Kopfschmerzen litten bereits vier Prozent der Erstklässler, in der vierten Klasse seien es zehn Prozent der Schüler. „Das sind relevante Zahlen.“ Außerdem hätten die Kinder regelmäßig Kopfweh - es handele sich nicht um Einmal-Phänomene.

Ein großes Problem dabei: Diese Beschwerden sind häufig die „Eingangssymptomatik“ für psychische Auffälligkeiten. „Wenn man das nicht behandelt, bilden sich psychische Symptome oder Störungen aus“, sagte der Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychosomatik.

Ursachen für die zunehmenden psychosomatischen und psychischen Probleme seien Reizüberflutungen und hohe Anforderungen an Kinder - vor allem in den weiterführenden Schulen. „Das ist Ausdruck der veränderten Umweltbedingungen, unter denen Kinder heute groß werden.“ Eltern, Ärzte und Erzieher seien bei solchen Symptomen aber auch aufmerksamer geworden, betonte der Wissenschaftler: „Früher wurde das eher bagatellisiert und für unwichtig erklärt.“

Die UKE-Forscher um Schulte-Markwort und Prof. Ulrike Ravens- Sieberer haben für die Untersuchung mehrere bereits vorliegende Studien ausgewertet - zwei UKE-Studien, zwei Studien der Weltgesundheitsorganisation WHO und die umfangreiche Kinder- und Jugendgesundheitsstudie KiGGS. Allein an der KiGGS-Studie haben mehr als 17 600 Kinder und Jugendliche teilgenommen.