Neurologen und Psychiater im Netz

Das Informationsportal zur psychischen Gesundheit und Nervenerkrankungen

Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Selbsthilfe & Angehörige: Persönliche Selbsthilfe

Jeder Mensch besitzt die Fähigkeit, sich selbst (ein Stück weit) zu helfen oder Strategien zu erlernen, die es ihm ermöglichen, von dieser Fähigkeit Gebrauch zu machen.

Im Krankheitsfall

Im Krankheitsfall können Betroffene beispielsweise durch einen selbstverantwortlichen Umgang mit ihrer Erkrankung den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Je mehr sie über die Besonderheiten der Erkrankung wissen, umso gezielter können sie den Behandlungsprozess positiv mitgestalten. Das gilt auch für Angehörige oder Lebenspartner. Die Selbsthilfe kann auch darin bestehen, frühe Anzeichen für eine Verschlechterung oder einen Krankheits-Rückfall bei sich oder einem Angehörigen wahrzunehmen und diesem rechtzeitig gegenzusteuern.

Vor diesem Hintergrund ist die Psychoedukation ein Verfahren, das in der Therapie einen wichtigen Stellenwert hat. Sie beinhaltet die therapeutisch angeleitete Begleitung von Patienten und Angehörigen auf ihrem Weg zu mehr Fachwissen über die Erkrankung, die erforderlichen Therapiemaßnahmen und die möglichen Selbsthilfestrategien.

In schwierigen Lebenssituationen

Die persönliche Bewältigung von Lebenskrisen oder Stimmungstiefs kann durch verschiedene Maßnahmen und Verhaltensweisen positiv unterstützt werden. Dazu können gehören:

  • sich geeigneten Gesprächspartnern anzuvertrauen und Unterstützung erfahren,
  • sich darüber Klarheit zu verschaffen, was einen belastet oder die Stimmung verdorben hat,
  • nicht im Grübeln zu versinken,
  • mit anderen Menschen Zeit zu verbringen,
  • Dinge zu unternehmen, die Freude bereiten, weiterhin die Hobbys auszuüben,
  • Entspannungstechniken (Yoga, Atemübungen usw.) anzuwenden,
  • körperlich aktiv zu sein – am besten an der frischen Luft im Grünen,
  • einen geregelten Tagesablauf beizubehalten in dem ruhige Mahlzeiten, Pausen und ausreichend Schlaf berücksichtigt werden.

Bei längerdauernden oder schweren Zeichen sollte ohne Verzögerung ärztliche Hilfe gesucht werden. Das kann zunächst der Hausarzt sein oder man wendet sich gleich an einen Psychiater oder Nervenarzt. Es wird dann darum gehen, abzuklären, ob eine psychische Erkrankung (z.B. eine Depression) vorliegt, oder ob vielleicht andere Ursachen, die auch körperlich sein können, dahinter stecken.

Nach einem Trauma / belastenden Lebensereignis

Lebensbedrohliche Unfälle, Gewalterfahrungen, Unglücke, lebensbedrohliche Erkrankungen, der plötzliche und/oder gewaltsame Verlust eines vertrauten Menschen oder andere Schicksalsschläge können einen Menschen erschüttern und sein gewohntes Leben verändern. Menschen besitzen jedoch starke Kräfte zur Selbstheilung, die durch verschiedene Maßnahmen gezielt unterstützt werden können:

  • man kann sich deutlich machen, dass Anspannung, Angst, Schlafstörungen oder auch Scham sowie Konzentrationsschwierigkeiten nach einem traumatischen Erlebnis zunächst völlig normale Reaktionen sind,
  • man kann sich während des Tages Zeit für Entspannungs- und Atemübungen nehmen oder diese gezielt erlernen,
  • man sollte weitgehend auf Alkohol verzichten,
  • man sollte die Erlebnisse nicht mit sich alleine ausmachen, sondern sich einer Vertrauensperson in einem geeigneten Moment anvertrauen - d.h. ohne Zeitdruck und Störungen von außen,
  • man sollte versuchen, den gewohnten Tagesablauf beizubehalten. Falls man bei der Verrichtung der alltäglichen Dinge oder zusätzlicher Aufgaben Schwierigkeiten haben sollte, kann man überlegen, wer helfen könnte. Oft hilft es schon Prioritäten zu setzen und in kleineren Schritten zu planen. Unterstützungsangebote sollten ohne schlechtes Gewissen angenommen werden.
  • Man sollte auf ausreichenden und geregelten Schlaf achten: Dazu gehört möglichst jeden Tag zur selben Zeit aufzustehen und schlafen zu gehen,
  • man kann große geplante Veränderungen zeitlich verschieben, bis man sich wieder stabil fühlt.

Bestehen jedoch länger als vier Wochen Nachhallerinnerungen und Alpträume, die Angst vor allem, was an das Ereignis erinnert, wirkt fort oder weitet sich in andere Lebensbereiche aus oder eine gesteigerte Erregbarkeit bleibt bestehen und man kommt nicht mehr zu Ruhe, sollte man professionelle Hilfe bei einem Psychiater oder Nervenarzt in Anspruch nehmen.

Fachliche Unterstützung: Prof. Dr. med. Wolfgang Gaebel, Priv.-Doz. Dr. med. Jürgen Zielasek, Düsseldorf (DGPPN)