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Ratgeber-Archiv

Menschen mit psychischen Erkrankungen aktiv bei Wahrnehmung von Covid-19-Impfschutz unterstützen

Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen gehören einer Risikogruppe an, denn sie sind durch das Corona-Virus in mehrfacher Hinsicht besonders gefährdet. Angehörige und Freunde von Personen mit solchen Krankheitsbildern sollten Betroffene möglichst dabei unterstützen, den Corona-Impfschutz für sich wahrzunehmen.

Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen gehören einer Risikogruppe an, denn sie sind durch das Corona-Virus in mehrfacher Hinsicht besonders gefährdet. Angehörige und Freunde von Personen mit solchen Krankheitsbildern sollten Betroffene möglichst dabei unterstützen, den Corona-Impfschutz für sich wahrzunehmen. Hierfür können sie auf ein erhöhtes Infektionsrisiko sowie auf erhöhte Risiken im Erkrankungsfall hinweisen und die Betroffenen auch motivieren, bei Fragen oder Unsicherheiten den behandelnden Arzt anzusprechen. „Krankheitsbedingte Verhaltensveränderungen und Informationsdefizite bedingen ein höheres Infektionsrisiko. Zudem hat ein Teil dieser Patienten erkrankungs- und therapiebedingt oft mit metabolischen und kardiovaskulären Begleiterkrankungen zu tun. Das sind körperliche Gegebenheiten, die mit Risiken für einen schweren Verlauf von COVID-19 verbunden sind“, berichtet Prof. Arno Deister von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN). Die DGPPN hat sich in der Vergangenheit dafür eingesetzt, dass Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen als Risikogruppe gelten. Sie infizieren sich häufiger mit dem neuen Coronavirus, zeigen einen schwereren Verlauf und haben ein höheres Sterberisiko als die Allgemeinbevölkerung. Aufgrund dieses Gefährdungspotentials gehören sie laut Impfverordnung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) inzwischen zur Prioritätsgruppe 2 für einen früheren Anspruch auf eine Schutzimpfung. „Für psychisch schwerkranke Menschen aber auch ihre Familien und Angehörigen ist es sehr wichtig, dass die Betroffenen baldmöglichst geimpft werden und bei der Wahrnehmung ihres Impfschutzes die Unterstützung erhalten, die sie benötigen.“ Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde hat auf ihrer Website speziell „<link www.dgppn.de/_Resources/Persistent/9896004b44b1a27c73f63cf3ee4e510f19eabeda/Informationen f%C3%BCr Menschen mit>Informationen für Menschen mit psychischen Erkrankungen zur Impfung gegen COVID-19</link>“ veröffentlicht, die auch von Angehörigen oder Bekannten als Informationsgrundlage genutzt werden können. Auch bei der Vereinbarung und Wahrnehmung von Impfterminen kann aktive Unterstützung hilfreich sein.


Weiterhin plädiert die Gesellschaft dafür, dass auch Kliniken Impfungen durchführen können, damit insbesondere auch Menschen, die sich aufgrund starker psychischer Beeinträchtigungen in stationärer Behandlung befinden, vor Infektionen mit dem Corona-Virus geschützt werden können.

Corona trifft Menschen mit psychischen Erkrankungen härter

Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen haben tiefgreifende Veränderungen des Alltags und des gesellschaftlichen Zusammenlebens zur Folge, die für die psychische Gesundheit herausfordernd sind. Dabei gefährden diese negativen Auswirkungen gesunde Menschen und psychisch erkrankte Menschen sowie andere Risikogruppen in einem unterschiedlichen Maße. Denn die Krise verstärkt bestehende Tendenzen von Vorbelastung und Ungleichheit in der Bevölkerung. „Manche Menschen, die während der andauernden Krise eine angemessene psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung besonders nötig haben, erhalten nicht immer Zugang zu einer ausreichenden Versorgung. Für die Betroffenen selbst aber auch für ihr Angehörigen und ihre Familien können das enorme Belastungen darstellen und erhebliches Leid verursachen“, betont Prof. Deister. Neben Menschen mit psychischen Erkrankungen sind insbesondere von Armut betroffene Menschen in schwierigen Lebensverhältnissen und entwurzelte Menschen sowie Kinder von den Auswirkungen der Pandemie besonderes belastet. Am härtesten dürfte es Kinder in Familien mit psychisch erkrankten Eltern treffen. Für diese Familien ist es sehr wichtig, bestehende Hilfs- und Unterstützungsangebote in Anspruch zu nehmen.

Hilfsangebote in der Nähe kennenlernen und nutzen

Wenn Unterstützung im persönlichen Umfeld nicht ausreichend vorhanden ist, sollten sich Familien, die sich sozial und/oder psychisch durch die Corona-Krise belastet fühlen, oder auch ihre Angehörigen, Hilfe und professionelle Unterstützung holen. In Deutschland steht ein breit gefächertes System von Unterstützungs- und Beratungsangeboten zur Verfügung, das genutzt werden kann. Vor diesem Hintergrund nimmt auch die Aktionswoche Seelische Gesundheit mit dem Motto „Gemeinsam über den Berg – seelische Gesundheit in der Familie“ in diesem Jahr (8. bis 18. Oktober 2021) die schwierige Situation und die besonderen Nöte von belasteten Familien in den Blickpunkt. Die Aktionswoche möchte Familien dabei unterstützen, Hilfsangebote in der Nähe zu kennenzulernen und möglichst rechtzeitig Präventionsangebote in Anspruch zu nehmen.

Links:

  • DGPPN: Informationen für Menschen mit psychischen Erkrankungen zur Impfung gegen COVID-19
  • Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Hilfs- und Unterstützungsangebote bei familiären Belastungssituationen
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Psychische Gesundheit in der „Corona-Zeit“