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Glossar

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Name des Begriffes: Denkstörungen
Beschreibungen des Begriffes:

Denkstörungen

Man unterscheidet formale und inhaltliche Denkstörungen. Formale Denkstörungen beziehen sich auf den Ablauf der Gedanken wie z.B. eine Verlangsamung des Denkens oder eine gedankliche Zerfahrenheit.

Formale Denkstörungen
Liegen formale Denkstörungen vor, ist der Ablauf der Gedanken gestört. Es hängt von der Häufigkeit und dem Ausmaß der Störung ab, ob diese von pathologischer Relevanz ist. Die betroffenen Patienten

  • denken langsam und schleppend (Denkhemmung und Denkverlangsamung)
  • sind fixiert auf wenige Themen, u. U. ist auch der verwendete Wortschatz eingeschränkt (Gedankenarmut)
  • wiederholen immer wieder die gleichen Gedanken, Worte oder Sätze (Perseveration)
  • können nebensächliche Einzelheiten nicht von wichtigen Details unterscheiden (Umständliches Denken)
  • erfinden neue Wörter (Neologismus)
  • sind zerfahren, denken nur noch in Wortfetzen oder einem unlogischen Wortsalat ohne Zusammenhang (Inkohärentes Denken)
  • haben plötzliche, situationsunabhängige Abrisse der Gedanken (Gedankenabrisse)
  • springen von einem Thema zum nächsten (Ideenflucht)
  • fühlen sich aufkommenden Gedanken und Ideen ausgeliefert (Gedankendrängen)
  • beantworten Fragen nicht, obwohl sie sie verstehen (Vorbeireden)
  • beschäftigen sich ununterbrochen mit unangenehmen Themen, ohne zu einem Ergebnis zu kommen (Grübeln)

Inhaltliche Denkstörungen
Inhaltliche Denkstörungen sind dadurch gekennzeichnet, dass die Betroffenen reale Wahrnehmungen falsch interpretieren oder Vorstellungen haben, die sie entweder selbst als unangenehm empfinden oder die von anderen nicht verstanden werden. Von pathologischer Bedeutung sind sie, wenn sie das tägliche Leben der Betroffenen belasten. Zu den inhaltlichen Denkstörungen zählen

  • Zwangsgedanken
    Gedanken, die von den Betroffenen als unangenehm und störend empfunden werden bzw. als nicht zu ihnen gehörend. Diese z. T. obszönen oder aggressiven Gedanken machen den Patienten Angst und ziehen u. U. Zwangshandlungen nach sich (z. B. Waschzwang).
  • überwertige Ideen
    Lebensziele von Betroffenen werden auch gegen Widerstände und unter Vernachlässigung der eigenen Person verfolgt. Im Gegensatz zu Zwangsgedanken handelt es sich hierbei um Überzeugungen, die von den Betroffenen nicht als störend, fremd oder normverletzend empfunden werden. Vom sozialen Umfeld werden sie u. U. jedoch nicht geteilt oder nicht in dieser Konsequenz verfolgt, so dass sich die Betroffenen isolieren.
  • Wahnvorstellungen
    Vorgänge in der Gedankenwelt der Betroffenen können von solchen im Umfeld nicht unterschieden werden. Reale Ereignisse werden u. U. mit Wahnvorstellungen in Zusammenhang gebracht.  Obwohl diese Gedanken von anderen nicht geteilt werden, können die Patienten von ihren Fehlinterpretationen durch logische Argumentation nicht überzeugt werden und geraten in Isolation (z. B. Größenwahn, Verfolgungswahn, Schuldwahn).
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