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Suizide sind durch frühe Diagnose und effektive Behandlung einer Depression verhinderbar

Menschen, die Selbstmord begehen, empfinden ihre Situation als hoffnungslos und sehen in der suizidalen Handlung den letzten Ausweg. Die weitaus häufigste Ursache sind Depressionen, aber auch Suchterkrankungen und Schizophrenie können in einen Suizid münden.

Menschen, die Selbstmord begehen, empfinden ihre Situation als hoffnungslos und sehen in der suizidalen Handlung den letzten Ausweg. Die äußeren Umstände für solche Krisensituationen sind häufig Partnerschaftskonflikte, Verschuldung, Vereinsamung, Arbeitslosigkeit, schwere Erkrankungen oder auch der Tod eines geliebten Menschen. Allerdings haben die meisten Menschen auch unter solchen extrem schwierigen Bedingungen keine Selbstmordgedanken, sondern sind in der Lage, ihre Krise zu meistern. „Bei 9 von 10 Suiziden leiden die Betroffen unter einer psychischen Erkrankung“, erklärt Prof. Peter Falkai, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) mit Sitz in Berlin. „Die weitaus häufigste Ursache sind Depressionen , aber auch Suchterkrankungen und Schizophrenie können in einen Suizid münden. Ein frühes Erkennen und erfolgreiches Behandeln dieser Erkrankungen sind das beste Mittel, um Suizide zu verhindern.“ Typische Anzeichen einer Depression sind anhaltende Freudlosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Es können aber auch Schlafstörungen und Unruhe sowie Müdigkeit und Erschöpfung auftreten. „Die verschiedenen Erscheinungsformen der Depression machen es schwierig, sie frühzeitig zu erkennen. Die Erkrankung bleibt deshalb häufig unerkannt und somit auch unbehandelt“, so der Leiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum der Universität München.

Personen, die Selbstmordabsichten äußern, sollten in jedem Fall ernst genommen werden. Bei depressiven Menschen sind auch Anspielungen wie „es hat ja doch alles keinen Sinn mehr…“ oder „irgendwann muss auch mal Schluss sein…“ Hinweise auf eine ernste Gefährdung. „Die landläufige Meinung, wer von Selbstmord spricht oder ihn andeutet, wird sich schon nichts antun, ist falsch“, betont Falkai. „Wer einen konkreten Hinweis oder auch nur den Verdacht hat, dass ein Angehöriger oder Freund suizidgefährdet ist, sollte ihn ruhig und sachlich darauf ansprechen. Für die meisten der Betroffenen stellt das Gespräch mit einer anderen Person über die quälenden Gedanken eine seelische Entlastung dar.“ Freunde oder Angehörige sollten sich aber nicht als Therapeuten versuchen, sondern den Suizidgefährdeten überzeugen und dabei unterstützen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das können der Facharzt für Psychiatrie, ein Psychotherapeut oder eine psychiatrische Klinik sein. Kommt es nachts zu einer Krisensituation sollte umgehend die psychiatrische Notfallambulanz oder der ärztliche Notdienst aufgesucht werden. „Beim Gang zum Arzt, Therapeuten oder in die Klinik sollte der Betroffene begleitet werden“, rät der Psychiater und Psychotherapeut. „Allein sein birgt immer die Gefahr, dass er es sich doch noch mal anders überlegt“.

In Deutschland nehmen sich jedes Jahr mehr als 9.000 Menschen das Leben. Damit gibt es hierzulande mehr Suizide als Todesfälle durch Verkehrsunfälle, Drogenmissbrauch, Mord und Aids zusammen. Die Zahl der Selbstmordversuche wird auf das 15 bis 20fache der Suizide geschätzt. Rund zwei Drittel der Suizide werden von Männern verübt. Bei ihnen nimmt das Suizidrisiko mit höherem Alter zu. Besonders gefährdet sind auch Menschen, die bereits einen Suizidversuch hinter sich haben, oder bei Suiziden in der Familiengeschichte.

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