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Psychische Erkrankungen sind keine Befindlichkeitsstörungen

Psychische Erkrankungen betreffen das Gefühlsleben, die Beziehungsfähigkeit, das Denken und das Gedächtnis sowie die Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit von Menschen. Eine psychiatrische Diagnose wird anhand eines charakteristischen Symptomenkomplexes gestellt, wobei dessen Schwere, Ausprägung und Verlauf berücksichtigt werden.

Psychische Erkrankungen betreffen das Gefühlsleben, die Beziehungsfähigkeit, das Denken und das Gedächtnis sowie die Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit von Menschen. Weil bei jedem Betroffenen individuelle Ursachen und Ausprägungen psychischer Erkrankungen beobachtbar sind, erfolgt die Diagnosefindung über mehrere Ansätze. Dadurch sollen die Krankheit und auch die Therapiemöglichkeiten genau eingegrenzt werden. „Beim ersten Kontakt spricht der Psychiater mit Betroffenen eingehend über die vorhandenen Beschwerden, darüber wie und in welchem Zusammenhang sich diese Beschwerden entwickelt haben sowie über die persönliche Situation und psychische Entwicklung. Dieses direkte Gespräch zwischen Arzt und Patient ist das Kernstück der psychiatrischen Untersuchung“, erklärt Dr. Hans Kurt, Vorstandsmitglied der Schweizer Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (SGPP), die ihren Sitz in Bern hat. „Weil psychische Symptome auch im Rahmen organischer Störungen auftreten können, werden in der Regel auch eine körperliche Untersuchungen sowie Blutuntersuchungen durchgeführt, um mögliche organische Ursachen zu klären. Als Zusatzuntersuchungen können Tests und Fragebögen oder auch bildgebende Verfahren eingesetzt werden.“ Erst im Zusammenspiel dieser einzelnen Aspekte kann eine fundierte Diagnose gestellt werden.

Krankheitsdiagnosen werden mit Unterstützung von Diagnosesystemen gestellt, ohne dass damit etwas über die Erkrankungsursache ausgesagt wird. Um gesunde von kranken psychischen Zuständen unterscheiden zu können, gibt es weltweit zwei wichtige Regelwerke zur Klassifikation von Krankheiten. Die ICD-10 (International Classification of Diseases) wird von der Weltgesundheitsorganisation herausgegeben, klassifiziert körperliche und psychische Erkrankungen und wird hierzulande verwendet. Das US- Standardwerk DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) wird von der Amerikanischen Psychiatrischen Gesellschaft herausgegeben. „Die psychiatrische Diagnose wird dabei anhand eines charakteristischen Symptomenkomplexes gestellt, wobei dessen Schwere, Ausprägung und Verlauf berücksichtigt werden. Aufgabe des Psychiaters ist es dann, medizinisch relevantes Leiden von Zuständen abzugrenzen, die als alters- oder situationsbedingt normal betrachtet werden müssen“, betont Dr. Kurt, der in Solothurn als Psychiater und Psychotherapeut tätig ist.

Nachdem eine Diagnose gestellt wurde, wird diese besprochen und der Patient wird aufgeklärt. Auch die Therapiemöglichkeiten werden besprochen, wobei der Psychiater versucht, gemeinsam mit dem Patienten einen Behandlungsplan zu vereinbaren. Der Behandlungsplan kann unterschiedliche Therapiemethoden beinhalten, wie psychotherapeutische Maßnahmen, eine medikamentöse Behandlung und ergänzende Therapieverfahren, wie beispielsweise Ergotherapie oder Soziotherapie. „Die einzelnen Therapiebausteine sind abhängig von der Art und Schwere einer Störung und den krankheitsbedingten Beeinträchtigungen. Berücksichtigt werden aber auch die persönlichen Vorlieben, die ein Patient hat und welche Kompetenzen er benötigt, um die Erkrankung bewältigen zu können“, ergänzt der Experte. „Zum Aufgabengebiet des Psychiaters gehört auch, gegebenenfalls weiterführende Behandlungen oder Einrichtungen zu vermitteln, wie ein Spital oder Einrichtungen, die sich auf bestimmte Behandlungsverfahren spezialisiert haben.“ Die Dauer der Therapie ist störungsspezifisch. Sie kann von einigen wenigen Sitzungen bis hin zu mehreren Monaten oder auch Jahren dauern. Bei schweren Erkrankungen, wie beispielsweise Psychosen, schweren Depressionen oder Bipolaren Erkrankungen kann eine lebenslange Behandlung notwendig sein.

Psychischen Erkrankungen liegen meist mehrere Ursachen zu Grunde, wie biologische Faktoren und psychosoziale Aspekte. Sie können durch aktuelle Erlebnisse, zurückliegende belastende lebensgeschichtliche Ereignisse, durch innere Konflikte und zwischenmenschliche Spannungen, aber auch durch Veränderungen des Gehirnstoffwechsels und der Gehirnsubstanz verursacht sein. Die meisten psychischen Erkrankungen können erfolgreich behandelt werden.

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