Neurologen und Psychiater im Netz

Das Informationsportal zur psychischen Gesundheit und Nervenerkrankungen

Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Online-Psychotherapie ergänzt wirksam die Behandlung psychischer Erkrankungen

Die Zahl der Angebote für Online-Psychotherapie hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Zur Kommunikation zwischen Patient und Psychotherapeut werden u.a. heute Emails, der direkte Chat oder Videokonferenzen eingesetzt.

Die Zahl der Angebote für Online-Psychotherapie hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Zur Kommunikation zwischen Patient und Psychotherapeut werden heute Emails, der direkte Chat oder Videokonferenzen eingesetzt. Weitere therapeutische Möglichkeiten bieten SMS-Dienste, Smartphone-Apps und Internetseiten mit Informationen über psychische Erkrankungen und ihre Therapie. Bei Patienten werden solche internetbasierten Therapieangebote immer beliebter, nicht zuletzt weil sie eine höhere Anonymität gewährleisten und somit die Hemmschwelle senken, sich für eine psychotherapeutische Behandlung zu entscheiden. „Für Menschen, die eine Psychotherapie für sich in Betracht ziehen, in deren sozialem Umfeld aber psychische Probleme stigmatisiert sind, kann es anfangs wichtig sein, dass möglichst wenig Personen aus dem Verwandten- und Freundeskreis davon wissen “, erläutert Privatdozent Dr. med. Knut Schnell von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin. „Ein weiterer möglicher Vorteil ist die bessere Verfügbarkeit psychotherapeutischer Leistungen in Gebieten, die nur eine relativ geringe Dichte von Psychotherapeuten aufweisen. Zudem ist der Zeitaufwand für die Patienten bei kurzen Kontakten deutlich geringer, weil keine Fahrten in die Praxis oder Klinik und auch keine Wartezeiten vor Ort anfallen.“

Die Behandlung psychischer Erkrankungen und Störungen über das Internet befindet sich derzeit allerdings noch im Stadium der Erforschung. „Vor allem bei leichten bis mittelschweren psychischen Erkrankungen und als längerfristiger Schutz vor Rückfällen gewinnt die Online-Psychotherapie zunehmend an Bedeutung“, sagt Schnell, der an der Klinik für Allgemeine Psychiatrie des Universitätsklinikums Heidelberg als leitender Oberarzt tätig ist. „Im Rahmen einer regulären Psychotherapie ist sie derzeit prinzipiell nur als Teil einer Behandlung mit direktem persönlichem Kontakt zwischen Patient und Therapeut möglich. Als Ergänzung zum Arztbesuch ist die Online-Therapie z.B. einsetzbar, wenn zwischen den Behandlungen vor Ort häufige Kontakte erforderlich sind oder im Anschluss an eine stationäre Behandlung langfristig gesundheitsförderndes Verhalten unterstützt werden soll.“ Dabei können auch Computerprogramme und Apps für Mobiltelefone oder Tablet-PCs hilfreich sein. So zeigten einige Studien, dass Smartphone-Apps Patienten ganz gezielt unterstützen können, um bestimmte Symptome bei einer psychischen Erkrankung zu verringern. Mit Hilfe eines Computer-Rollenspiels konnten Kinder und Jugendliche mit leichten bis mittelschweren, depressiven Episoden bestimmte psychische Fertigkeiten trainieren, die gegen depressive Störungen wirksam waren.

Die neuen Behandlungsmöglichkeiten bergen aber auch Risiken. „Durch die räumliche Distanz ist eine genaue klinische Diagnose erschwert und in Notfallsituationen hat der Arzt, wenn überhaupt, nur sehr beschränkte direkte Möglichkeiten einzugreifen und zu helfen“, so Schnell. „Auch über die Gefahr des Datenmissbrauchs durch Dritte sollte man sich bewusst sein.“ Bei Computerprogrammen und Apps ist es oft schwierig, die Anbieter zu identifizieren und gute von fragwürdigen Angeboten zu unterscheiden. Die Bedeutung von Online-Therapien und anderen Online-Angeboten als wichtige Ergänzung des heutigen Therapieangebotes wird langfristig weiter zunehmen, insbesondere wenn die Behandlung psychischer Erkrankungen über einen längeren Zeitraum notwendig ist.

Die Pressemeldung der DGPPN ist mit Quellenangabe zur Veröffentlichung freigegeben.Bitte weisen Sie bei Verwendung im Printbereich auf das Informationsportal der DGPPN, www.psychiater-im-netz.de, hin. Bei Online-Veröffentlichung erbitten wir eine Verlinkung auf die Website.