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Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Höchststand bei Fehltagen durch psychische Erkrankungen

Nach aktuellen Daten der DAK-Gesundheit haben psychische Erkrankungen in Deutschlands Betrieben 2016 einen neuen Höchststand bei den Fehltagen erreicht.

Dazu erklärt DGPPN-Präsident Professor Arno Deister aus Itzehoe: „Die Daten der DAK-Gesundheit führen uns deutlich vor Augen, wie einschneidend sich psychische Erkrankungen auf das Leben der Betroffenen auswirken. Im vergangenen Jahr haben sie mehr Fehltage verursacht als jemals zuvor. Zwar bleiben insgesamt weniger Menschen aufgrund von Depressionen und anderen psychischen Leiden ihrer Arbeit fern – doch die einzelnen Krankheitsverläufe dauerten dafür länger, im Durchschnitt 38 Tage. Diese häufigen und langen Fehlzeiten belasten nicht nur die Betroffenen selbst, sondern oftmals auch ihr gesamtes soziales Umfeld.

Psychischen Erkrankungen kommen heute eine enorme gesellschaftliche Bedeutung zu: Trotzdem ist das Versorgungs- und Rehabilitationssystem in Deutschland noch nicht so aufgestellt, wie es für die Betroffenen notwendig wäre. Mit der Novellierung des Entgeltsystems für psychiatrische und psychosomatische Kliniken steht die stationäre Versorgung zwar zurzeit vor einer Neuausrichtung, doch entscheidende Fragen der Umsetzung sind noch ungeklärt. Auch in der ambulanten Versorgung besteht großer Handlungsbedarf: Patienten leiden unter langen Wartezeiten auf einen passenden Behandlungsplatz, die pauschale Vergütung für die ambulant tätigen Psychiater erlaubt kaum Zeit für therapeutische Gespräche und die morbiditätsunabhängige Bedarfsplanung verschärft bestehende Versorgungsungerechtigkeiten.

Aus Sicht der DGPPN besteht deshalb dringender Handlungsbedarf bei der Weiterentwicklung der psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgung. Die sektoren- und settingübergreifende Zusammenarbeit aller Leistungserbringer muss in Zukunft stärker im Vordergrund stehen. Dabei gilt es, die Angebote je nach Behandlungsbedarf abgestuft und auf den individuellen Bedarf abzustimmen. Die Gesundheitspolitik ist gefordert, hier rasch die dringend notwendigen Weichen zu stellen. Mit Blick auf die kommende Bundestagswahl im Herbst haben die politischen Parteien gerade jetzt die Gelegenheit, Farbe zu bekennen und der psychischen Gesundheit in ihren Wahlprogrammen den Stellenwert beizumessen, den sie für die Menschen in Deutschland schon längst hat.“

Quelle: Pressemitteilung DGPPN