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Gedächtnisstörungen im Alter können auch auf Depressionen zurückgehen

Wenn Menschen im höheren Lebensalter unter Gedächtnisstörungen leiden, können unter anderem leichte kognitive Störungen oder eine Demenzerkrankung die Ursache sein. Doch auch Depressionen können Probleme mit der Hirnleistung hervorrufen.

Wenn Menschen im höheren Lebensalter unter Gedächtnisstörungen leiden, können unter anderem leichte kognitive Störungen oder eine Demenzerkrankung die Ursache sein. Doch auch Depressionen können Probleme mit der Hirnleistung hervorrufen. „Besonders in höheren Lebensjahren weisen nachlassende geistige Fähigkeiten nicht immer auf eine Demenz hin. Dahinter kann sich auch eine Depression verbergen, welche die häufigste psychische Erkrankung im Alter darstellt. Bei einer Depression sind häufig die Denkabläufe blockiert, die Konzentrationsfähigkeit ist herabgesetzt, und es können auch deutliche Gedächtnisstörungen auftreten. Schwere Depressionen können das Gedächtnis so stark beeinträchtigen, dass die Folgen wie eine Demenz erscheinen“, berichtet Priv.-Doz. Dr. Martin Haupt, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie (DGGPP). „Viele Ältere vermuten hinter solchen Symptomen allgemeine Alterungsprozesse und suchen oft deswegen keinen Arzt auf. Andere scheuen den Besuch bei einem Facharzt, weil sie die Sorge haben, die Diagnose „Demenz“ könnte gestellt werden. Dadurch verstärken sich ihre Depressionen, was wiederum die Gedächtnisprobleme verschlimmern kann.“ In jedem Fall macht eine Klärung von auftretenden Gedächtnisproblemen jedoch Sinn, denn depressionsbedingte Beeinträchtigungen bilden sich bei angemessener Therapie weitestgehend wieder zurück. Liegt eine dementielle Erkrankung vor, können sich Betroffene nach der Diagnose besser auf die persönliche Zukunft einstellen und auch ihre Lebensplanung danach ausrichten. Zudem können die mitbestehenden depressiven Symptome gelindert werden.

Bei Depressionen im Alter stehen oft körperliche Beschwerden im Vordergrund

Die Symptome einer Depression im Alter sind nicht grundlegend anders als in jüngeren Jahren. Typisch sind Antriebsmangel, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen im Tagesverlauf sowie depressive Gedanken bis hin zu Suizidgedanken. „Häufig klagen ältere depressive Menschen - auch dem Arzt gegenüber - vermehrt über körperliche Beschwerden wie Rücken- oder Kopfschmerzen und Schlafstörungen, die ebenfalls im Rahmen von Depressionen auftreten können. Psychische Symptome wie Traurigkeit, Minderwertigkeitsgefühle oder Niedergeschlagenheit und Ängste werden oft nicht angesprochen - was Ärzten dann die Diagnose erschwert“, ergänzt der Gerontopsychiater. Zu dieser Problematik trägt auch ein falsches Gesellschaftsbild bei, in dem depressive Symptome im Alter als normales Merkmal der beschwerlichen Lebensumstände angesehen werden. Angehörige und Familienmitglieder halten es oft für normal, dass ältere Menschen manchmal eine depressive Grundhaltung haben. Schließlich müssen sie kritische Lebensereignisse, wie den Tod des Partners oder auch die nachlassende körperliche und geistige Leistungsfähigkeit oder auch organische Erkrankungen bewältigen. Während Depressionen bei jungen Menschen, die im Beruf stehen, folgenschwer sind und daher eher therapiert werden, werden sie dagegen im Alter leichter übersehen.

Depressionen sind heutzutage gut behandelbar. „Bei Senioren ist die medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva die zentrale Säule in der Therapie. Auch eine begleitende Psychotherapie ist oft wichtig, damit ungünstige Verhaltensweisen erkannt und vermieden werden können und die Depression nicht weiter unterhalten“, ergänzt Priv.-Doz. Dr. Haupt. Im höheren Lebensalter gilt genau wie in jungen Jahren, dass die Heilungschancen umso besser sind, je früher die Behandlung aufgenommen wird.

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