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Frauen häufiger von Herbst-Winterdepression betroffen

Schätzungen gehen davon aus, dass in unseren Breiten etwa 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung eine milde Form der saisonalen Depression (auch SAD, von Seasonal Affective Disorder) entwickeln. Bei weiteren fünf Prozent kommt es zu einer ausgeprägten depressiven Episode.

Schätzungen gehen davon aus, dass in unseren Breiten etwa 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung eine milde Form der saisonalen Depression (auch SAD, von Seasonal Affective Disorder) entwickeln. Bei weiteren fünf Prozent kommt es zu einer ausgeprägten depressiven Episode. Von dieser Depressionsform, die überwiegend in Herbst und Winter auftritt, sind vermehrt Menschen jüngeren Lebensalters betroffen - Frauen häufiger. „Saisonale Depressionen können je nach Ausmaß zu einer mehr oder weniger deutlichen Einschränkung der emotionalen Befindlichkeit und der Leistungsfähigkeit führen. Typische Symptome sind eine subjektiv erlebte Energielosigkeit und eine depressive Stimmungslage, die sich im Verlauf der Herbst-Winter-Monate steigern kann. Auch Angstzustände und verstärkte Tagesmüdigkeit können auftreten sowie eine Gewichtszunahme und Heißhunger auf kohlenhydratreiche Nahrungsmittel“, berichtet Prof. Dr. med. Thomas Schläpfer von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) mit Sitz in Berlin. „Die Störung ist durch wiederholte depressive Episoden charakterisiert, die einem saisonalen Muster folgen. Am häufigsten liegt der Beginn im Herbst und Winter und die Beschwerden klingen im Frühjahr und Sommer wieder ab. Eine Sommerdepression mit umgekehrtem Verlauf ist wesentlich seltener.“ Die Diagnose der SAD wird erst gestellt, wenn das jahreszeitliche Muster über mindestens zwei Jahre besteht und keine anderen depressiven Episoden auftreten.

Bei einem hohen Leidensdruck und/oder Problemen bei der Bewältigung des Alltags sollte ein Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie aufgesucht werden. „Besonders wichtig ist zu klären, ob es sich um eine saisonale Depression oder um eine andere Depressionsform handelt“, betont Prof. Schläpfer, der an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn tätig ist. „Während bei der saisonalen Form meist Heißhunger, Gewichtszunahme und ein verstärktes Schlafbedürfnis auftreten, sind die typischen Symptome einer «echten» Depression meist Appetitverlust und Schlafstörungen.“ Die Diagnose sollte unbedingt einem Facharzt überlassen werden, damit eine geeignete Therapie eingeleitet werden kann.

Zur Behandlung von Herbst-/Winterdepressionen stehen verschieden Möglichkeiten zur Verfügung. Eine davon ist die therapeutische Zufuhr von UV-Licht. „In der Regel setzt bei vielen Betroffenen nach zwei bis drei Wochen eine deutlich Besserung des Befindens ein, wenn sie sich täglich für circa 30 Minuten mit offenen Augen vor eine Lichtquelle mit einer Intensität von circa 10.000 Lux setzen. Das Lichtbad sollte so bald wie möglich nach dem Erwachen stattfinden und muss gegebenenfalls über die gesamte Risikozeit durchgeführt werden“, ergänzt der Experte. Eine weitere therapeutische Möglichkeit ist u.a. die Einnahme einer bestimmten Gruppe von Antidepressiva, den so genannten selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern (SSRI).

Als Risikofaktor für die Entwicklung einer saisonalen Depression gilt der vornehmliche Aufenthalt in Innenräumen und damit die fehlende UV-Licht-Exposition in den Herbst-Winter-Monaten. Vorbeugen lässt sich eine SAD oftmals durch eine ausreichende Aufnahme von UV-Licht. Dabei ist bereits ein einstündiger Aufenthalt oder Spaziergang im Tageslicht ausreichend, selbst wenn der Himmel bedeckt ist.

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