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Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Depression: Vorurteile erschweren Zugang zu medizinischer Versorgung

Wegen der verbreiteten Stigmatisierung von Depressionen zögern betroffene Menschen oft, sich rechtzeitig Hilfe zu suchen. Zudem können viele Konsequenzen die aus Stigmatisierung hervorgehen, wie soziale Isolation, Aktivitätseinschränkung, ein verringerter Selbstwert sowie mangelnde Zuversicht den Erkrankungsverlauf negativ beeinflussen. Ein offener und toleranter Umgang mit Depressionen ist im gesellschaftlichen Umfeld enorm wichtig, um gemeinsam behindernde Strukturen zu überwinden.

Depressive Erkrankungen zählen zu den häufigsten Krankheiten in Deutschland. 16 bis 20 von 100 Menschen leiden im Laufe ihres Lebens darunter. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Obwohl Depressionen eine verbreitete Volkskrankheit sind, existieren viel Vorurteile und Unwissen über die psychische Erkrankung, was Betroffenen den Zugang zu einer adäquaten Versorgung erschwert. „Wegen der verbreiteten Stigmatisierung von Depressionen zögern betroffene Menschen oft, sich rechtzeitig Hilfe zu suchen. Zudem können viele Konsequenzen die aus Stigmatisierung hervorgehen, wie soziale Isolation, Aktivitätseinschränkung, ein verringerter Selbstwert sowie mangelnde Zuversicht den Erkrankungsverlauf negativ beeinflussen“, berichtet Prof. Arno Deister von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin. „Durch einen aufgeklärten und selbstverständlicheren Umgang mit psychischen Erkrankungen kann jeder selbst dazu beitragen, die Situation für Erkrankte zu verbessern.“ Ein offener und toleranter Umgang mit Depressionen ist im gesellschaftlichen Umfeld enorm wichtig, um gemeinsam behindernde Strukturen zu überwinden. Dies trägt auch dazu bei, dass Menschen ihre Erkrankung frühzeitiger erkennen und reagieren können.

Betroffenen und Umfeld hilft ein besseres Krankheitsverständnis

Betroffene, Angehörige, Verwandte und andere Personen aus dem Umfeld können gemeinsam daran arbeiten, ein Krankheitsbewusstsein und Offenheit in Bezug auf depressive Symptome entwickeln. Das hilft den betroffenen Menschen, die Erkrankung besser zu bewältigen. Gleichzeitig bewahrt es das Umfeld davor, Fehler im Umgang mit dem Erkrankten zu machen. Auch für die Patienten selbst ist Aufklärung wichtig. Eine therapeutisch angeleitete und patientengerechte Informationsvermittlung in Bezug auf die Symptomatik und Therapie ist ein wichtiger Baustein. „Für die Betroffenen ist es hilfreich, ein Verständnis für ihre Symptomatik zu entwickeln und die vorgeschlagene Therapie besser nachvollziehen zu können. Sie können sich dann aktiver in die Therapie einbringen, was Ängste abbaut, ein Selbstwirksamkeitserleben und damit Zuversicht schafft“, erklärt der Experte. Durch angemessene Aufklärung können auch Vorbehalte gegen Behandlungsmaßnahmen wie beispielsweise den Einsatz von Psychopharmaka abgebaut werden sowie vorzeitigen Therapieabbrüchen vorgebeugt werden.

Erkrankung ernst nehmen - erster Schritt kann Gang zum Hausarzt sein

Depressionen rufen ein Leidens- oder Krankheitsgefühl hervor, welches mindestens zwei Wochen lang unverändert und unbeeinflussbar anhält. Haben Menschen das Gefühl, Symptome einer Depression an sich zu bemerken, können sie ihren Hausarzt ansprechen oder einen Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie aufsuchen. Erste Beschwerden zeigen oft in einer schnellen Erschöpfbarkeit, dem Rückzug vor Aktivitäten sowie Antriebslosigkeit und einem Mangel an Freude. Doch auch körperliche Beschwerden können dominieren und sich unter anderem in Schlafstörungen, Appetitmangel, Rückenschmerzen oder einer erschwerten Atmung bemerkbar machen. „Bei ersten Anzeichen sollte man sich nicht scheuen, einen Arzt zu kontaktieren. Je früher eine Hilfestellung und Behandlung erfolgt, umso größer sind die Chancen auf eine Heilung“, rät Prof. Deister. Depressive Erkrankungen verlaufen meistens in Phasen über mehrere Wochen, manchmal auch Monate. Oft tritt im Erkrankungsverlauf mehr als eine depressive Episode auf.

Am 1. Oktober 2018 findet der 15. Europäische Depressionstag satt. Das diesjährige Motto des lautet: „Depression und Vorurteile – Junge Erwachsene sind besonders betroffen“.

Quellen:

  • Patientenleitlinie zur S3-Leitlinie/Nationale Versorgungsleitlinie „Unipolare Depression“, 2. Auflage, Version 2

Weitere Informationen:

  • Patienten Leitlinie "Unipolare Depression"