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Demenz: Angehörige sollten sich frühzeitig mit dem Krankheitsbild auseinandersetzen

In Deutschland leben nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. etwa zwei Drittel aller Demenzkranken in privaten Haushalten. Sie werden hier überwiegend von Angehörigen, Freunden und Nachbarn betreut und gepflegt - teilweise mit Unterstützung von professionellen oder ehrenamtlichen Helfern.

In Deutschland leben nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. etwa zwei Drittel aller Demenzkranken in privaten Haushalten. Sie werden hier überwiegend von Angehörigen, Freunden und Nachbarn betreut und gepflegt - teilweise mit Unterstützung von professionellen oder ehrenamtlichen Helfern. Demenzerkrankungen bringen Gedächtnisstörungen sowie weitere Einschränkungen kognitiver Fähigkeiten mit sich. Sie gehen in vielen Fällen auch mit Änderungen im Gefühlsleben und im Sozialverhalten einher, was bei manchen Erkrankungsformen sogar zu Beginn im Vordergrund stehen kann.

Für eine würdevolle Begleitung braucht es Wissen über die Erkrankung, um das Verhalten der Betroffenen und die eigenen Reaktionen darauf besser verstehen zu können. So kommt es beispielsweise im Erkrankungsverlauf oft zu gereiztem bis hin zu aggressivem Verhalten bei Erkrankten. Auch Unruhe oder Rastlosigkeit können für die Betroffenen sowie für die Bezugspersonen besonders belastende Situationen und schwierige Herausforderungen darstellen. All solche Verhaltenssymptome können reduziert werden, indem das Lebensumfeld stärker auf die Leistungsfähigkeit und Alltagskompetenz des Patienten ausgerichtet wird. „Demenzkranke leiden oftmals unter einer gestörten zeitlichen und räumlichen Orientierung und unter einer eingeschränkten Sinnesempfindung. Fehlinterpretationen der Umwelt und des Umfeldes können dann Auslöser für Unruhe- und Erregungszustände, weil sie Ängste und Verunsicherung hervorrufen“, berichtet Prof. Dr. med. Frank Jessen von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), die ihren Sitz in Berlin hat. Nervöses oder aggressives Verhalten kann als Folge von Veränderungen des Tagesablaufs oder auch einer unangepassten, missverständlichen Interaktion mit dem Erkrankten sein. „Um Gefühle von Angst, Hilflosigkeit oder Verunsicherung bei Erkrankten zu vermeiden, ist es wichtig, dass das Umfeld lernt, die Leistungseinschränkungen des Kranken richtig einzuschätzen. Dadurch kann sich die Beziehung zwischen dem Kranken und seinen Bezugspersonen entscheidend verbessern. Angehörige sollten sich am besten frühzeitig mit dem Krankheitsbild und dessen Folgen auseinandersetzten“, rät der Experte. Angehörige von Demenzpatienten werden heutzutage wenn möglich in Therapiekonzepte eingebunden. Im Zentrum steht dabei der Versuch, eine würde- und liebevolle Beziehung zwischen dem Kranken und seinen Angehörigen aufzubauen.

Mit einfachen Hilfestellungen die Orientierung erleichtern

Neben der Angehörigenarbeit gibt es weitere spezielle - so genannte psychosoziale Maßnahmen - die dazu beitragen, problematische Verhaltenssymptome bei Demenzkranken zu reduzieren. So versucht die Milieutherapie, angepasst an das Erkrankungsstadium des Patienten, seine Wahrnehmung und Orientierung zu erleichtern. „Durch eine barrierefreie, stressarme Umgebung sowie dem Einhalten eines gewohnten, geregelten Tagesablaufs kann das Wohlbefinden von Erkrankten gefördert werden. Ganz einfache Maßnahmen, wie Hinweisschilder, gute Beleuchtung sowie offene Räumlichkeiten erleichtern die Orientierung und beugen Verunsicherung vor“, berichtet Prof. Jessen. Die Wohnumgebung sollte gleichzeitig aber auch eine stimulierende Wirkung mit sich bringen, um die Patienten zu aktivieren. Diese kann beispielsweise durch Hintergrundmusik in einem Raum geschaffen werden. Auch Räume, die Erkrankte gefahrlos nutzen können, um ihrem Bewegungsdrang nachzukommen sind wichtig.

Stärken und Vorlieben des Erkrankten ansprechen

Grundsätzlich ist es hilfreich, Erkrankte beim Erhalt ihrer Persönlichkeit zu unterstützen, denn sie ist durch den Krankheitsprozess gefährdet. Trotz der Gedächtnisstörungen finden sich Erkrankte in der Welt ihrer Erinnerungen oft noch lange zurecht. „Um einem Identitätsverlust gegenzusteuern, kann man Betroffene mit Dingen anregen, die ihre persönlichen Interessen und Fähigkeiten ansprechen. Menschen mit Demenz freuen sich über Aktivitäten und Unternehmungen, die ihnen noch möglichst selbstständig gelingen. Kleine Erfolgserlebnisse wecken Kompetenzgefühle können auch ein Stück weit Sicherheit geben“, erklärt Prof. Jessen. Angehörige kennen die Lebensgeschichte ihres demenzkranken Familienmitglieds in der Regel am besten. Sie können dieses Wissen nutzen, um den Umgang miteinander und auch gemeinsame Aktivitäten möglichst positiv zu gestalten.

Eine Demenz bezeichnet den Verlust verschiedener kognitiver und sozialer Fähigkeiten. Sie ist vor allem durch eine Beeinträchtigung des Gedächtnisses und des Denkvermögens gekennzeichnet, daneben sind aber auch die Sprache, die Orientierung und das Urteilsvermögen betroffen. Etwa zwei Drittel aller Demenz-Fälle sind auf eine neurodegenerative Erkrankung des Gehirns zurückzuführen, die als Alzheimer-Krankheit bezeichnet wird.

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