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Auch Eltern leiden unter Schulstress

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Kinder und Jugendliche bereits unter Belastungen durch Stress leiden, wobei der Lebensbereich Schule hier eine zentrale Rolle spielt. Aber auch die Eltern leiden unter den Ängsten und Nöten ihrer Kinder, unter Sorgen um die beruflichen Zukunftsaussichten ihrer Kinder und unter Druck, den sie sich selber machen.

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Kinder und Jugendliche bereits unter Belastungen leiden, die im Lebensbereich Schule angesiedelt sind. Aber nicht nur Kinder und Jugendliche leiden unter Schulstress, natürlich leiden auch die Eltern unter den Ängsten und Nöten ihrer Kinder, unter Sorgen um die beruflichen Zukunftsaussichten ihrer Kinder und setzen sich häufig selbst unter Druck mit dem Wunsch, ihren Kindern die bestmögliche Ausbildung zukommen zu lassen. So gilt in vielen Familien heutzutage das Abitur als einzig infrage kommender Schulabschluss für den Sprössling, um beruflichen Erfolg und Zufriedenheit zu erreichen. Unter der Annahme, nur so eine gute Mutter oder ein guter Vater zu sein, versuchen sie fast alles, um die schulischen Defizite ihrer Kinder zu kompensieren – und dies häufig nach einem eigenen langen und stressigen Arbeitstag. Dies reicht von der täglichen Hausaufgabenbetreuung, über das gemeinsame Büffeln vor Klassenarbeiten, bis hin zum Bezahlen teurer Nachhilfestunden. Die Schule und das Leistungsstreben werden damit zum Taktgeber auch in der Familie. Dies ist auf Dauer extrem kräftezehrend und setzt die ganze Familie unter Druck. Da sind schlechte Stimmung und Konflikte, sowohl bei den Sprösslingen, als auch den Eltern, vorprogrammiert. Auf Dauer fühlen sich nicht nur die Kinder und Jugendlichen, sondern auch die Eltern, unausgeglichen und angespannt. Sie merken, dass sie immer schneller aus der Haut fahren - schon wegen Kleinigkeiten -, und sie sich ständig erschöpft und ausgebrannt fühlen. Sie entwickeln Schlafstörungen oder auch körperliche Symptome wie Kopf- oder Bauchschmerzen und zuweilen auch negative Gefühle wie Wut dem Sprössling gegenüber. Nicht selten resultieren solche negativen Gefühle dann auch in Schuldgefühlen dem Kind gegenüber und in dem Gefühl, als Mutter oder Vater versagt zu haben.

Doch wichtig ist hier, zu erkennen, dass solche Gefühle und Reaktionen nichts mit Versagen oder fehlender Mutter- oder Vaterliebe zu tun haben, sonders dies bereits Ausdruck von Erschöpfung und Überforderung sein kann. Es wird dann allerhöchste Zeit, etwas dagegen zu unternehmen, sich vor allem um sich selbst zu kümmern, die eigenen Batterien wieder aufzuladen. Hierzu gehört es, den eigenen Alltag zu „entschleunigen“, Zeit für sich selbst, Zeit zum „Nichtstun“ einzuplanen oder zum Entspannen. Und: schulische Probleme und Schulstress sind vielen Eltern bekannt.

Häufig hilft es auch, sich mit anderen Eltern auszutauschen und sich gegenseitig Tipps zu geben für den Umgang mit konkreten Problemen. Zudem ist es ganz wichtig, die Schwierigkeiten in der Schule offen und wertneutral mit den Sprösslingen zu thematisieren und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Und, wenn die Probleme zu groß werden, sollten sich die Eltern nicht davor scheuen, auch professionelle Hilfe zu holen. Dies kann bedeuten, Kontakt mit den Lehrern des Kindes, mit schulpsychologischen Beratungsstellen oder auch mit dem Hausarzt aufzunehmen.

Aber, um dem Schulstress langfristig zu entkommen, wird es notwendig, die Schule nicht mehr als alleinigen Taktgeber das Familienleben bestimmen zu lassen. Auch Freiräume für die Entwicklung eigener Interessen - unabhängig von der Schule - sind für die Persönlichkeitsentwicklung eines Kindes essentiell und sollten ebenso von den Eltern gefördert werden. Es sollte daher auch genug Zeit für gemeinsame Tätigkeiten und Aktivitäten eingeplant werden, die nichts mit der Schule und dem Lernen zu tun haben. Schließlich zeigt die Realität, dass berufliche Zufriedenheit und Erfolg nichts mit der Höhe des Schulabschlusses zu tun haben.

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