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Angehörige von Demenzkranken sollten sich über den richtigen Umgang mit den Patienten informieren

Viele Demenzkranke werden von ihren Angehörigen zu Hause betreut und gepflegt. Dies bedeutet, eine große Verantwortung, vor allem aber auch eine schwierige Aufgabe zu übernehmen.

Viele Demenzkranke werden von ihren Angehörigen zu Hause betreut und gepflegt. Dies bedeutet, eine große Verantwortung, vor allem aber auch eine schwierige Aufgabe zu übernehmen, da sich bei den Patienten mit fortschreitendem Krankheitsverlauf das Verhalten und die Persönlichkeit ändern. „Durch die Krankheit gehen den Menschen mit der Zeit viele wichtige höhere Hirnleistungen verloren“, erläutert Prof. Vjera Holthoff von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN). „Besonders schmerzlich ist es, wenn die Patienten selbst ihren Partner und ihre Kinder nicht mehr erkennen, sich nicht mehr ausdrücken können, desorientiert und völlig hilflos sind. Nicht selten kommen dann noch problematische Verhaltensweisen wie Aggressivität, Schreien oder Wahnvorstellungen hinzu.“ Viele Angehörigen fühlen sich in dieser Situation zunehmend hilflos und seelisch wie auch körperlich überfordert. Sie wissen nicht, wie sie sich gegenüber den Patienten verhalten sollen und leiden häufig unter starkem psychischem Stress. „Um den Alltag mit einem Demenzkranken bewältigen zu lernen, sollte man frühzeitig über den richtigen Umgang mit ihnen informiert werden“, rät die Psychiaterin vom Universitätsklinikum in Dresden. „Ganz wesentlich ist, den Patienten und seine Gefühle in seiner veränderten Welt verstehen zu lernen und möglichst ruhig, geduldig und verständnisvoll mit ihm umzugehen.“ Ein fester Tagesablauf und wenig Veränderungen im Umfeld geben den Betroffenen Sicherheit und die Teilnahme am alltäglichen Leben vermittelt ihnen das Gefühl der Zugehörigkeit. Dabei sollten die noch verbliebenen Fähigkeiten genutzt werden, ohne den Kranken zu überfordern. Empfehlenswert sind gemeinsame gewohnte Tätigkeiten, wie Garten-und Hausarbeit, Singen, Musizieren, spezielles Handwerken, Malen oder auch Spaziergänge mit Familie, Freunden oder auch anderen Betroffenen. Für den Angehörigen ist ein soziales Umfeld aus Familie, Freunden und Nachbarn, das mitfühlend und verständnisvoll ist, von großer Bedeutung. Auch mit rechtlichen und finanziellen Fragen sollte sich die Familie auseinandersetzen und sich kundig machen, am besten noch zu einem Zeitpunkt, zu dem der Patient mit einbezogen werden kann. „Besonders häufig kommt es zu rechtlichen Problemen im Zusammenhang mit Demenzerkrankungen, weil die erkrankten Personen immer weniger dazu in der Lage sind, ihre persönlichen Dinge zu regeln, Rechtsgeschäfte abzuschließen und Willenserklärungen abzugeben,“ erläutert Holthoff. „Wichtige Entscheidungen sind beispielsweise die Verwendung von Erspartem, ob man zu Hause oder in einer betreuten Einrichtung leben möchte oder auch das Abfassen einer Patientenverfügung.“ Auch sollten sich Angehörige darüber informieren, welche spezialisierten Betreuungs- und Pflegeleistungen angeboten werden und welche Leistungen Kranken- und Pflegekassen übernehmen. Der Hausarzt der Angehörigen sollte darüber informiert sein, dass sein Patient einen demenzkranken Patienten betreut oder eventuell sogar pflegt. „Diese Information ist für den Arzt wichtig, weil die enorme psychische Belastung bei den Angehörigen ebenfalls Krankheiten verursachen kann“, weiß die Psychiaterin. „Gerade Menschen, die sich aufopferungsvoll für Familienmitglieder einsetzen, lassen das eigene Wohlbefinden häufig außer Acht und besitzen dadurch ein erhöhtes Krankheitsrisiko.“ Umfangreiche Informationen zum Umgang mit Demenzpatienten, zu rechtlichen und finanziellen Fragen sowie zu Betreuungsleistungen, die derzeit in Anspruch genommen werden können, sind auf der Internetseite www.wegweiser-demenz.de des Bundesfamilienministeriums veröffentlicht. Zudem können die regionalen Anlaufstellen der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, kommunalen und kirchliche Beratungsstellen und Sozialdienste kontaktiert werden Unterstützung kann auch eine Angehörigengruppe in der Nähe des Wohnortes bieten. In Deutschland sind derzeit rund 1 Millionen Menschen an einer Demenz erkrankt. Jedes Jahr kommen ca. 240.000 Neuerkrankungen hinzu. Etwa 80 Prozent der Patienten werden von ihren Familienangehörigen zu Hause betreut.

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