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Klimawandel hat auch negative Folgen für die psychische Gesundheit

Die Klimaveränderung hat weitreichende Folgen für die Umwelt, die körperliche Gesundheit aber insbesondere auch für die psychische Gesundheit vieler Menschen.

Beim Klimawandel denken Menschen in erster Linie an die Auswirkungen auf die Umwelt und möglicherweise auch auf ihre körperliche Gesundheit. Dass er in der Folge auch erhebliche Risiken für die psychische Gesundheit vieler Menschen birgt, zeigt ein Bericht von der „American Psychological Association“ und „ecoAmerica“.

Potentiell traumatisierende Naturkatastrophen nehmen zu

Klimawandel-bedingte Unwetter und andere Naturkatastrophen haben dabei die unmittelbarsten Auswirkungen auf die psychische Gesundheit: Traumata und Schockerlebnisse durch Personenschäden, der Verlust geliebter Menschen, Schäden oder Verlust von persönlichem Eigentum oder auch der Verlust des Lebensunterhalts sind mögliche Folgen. Auf anfängliche Belastungsreaktionen können Posttraumatische Belastungsstörungen folgen, die schwerwiegende psychische Erkrankungen darstellen.

Hurrikan Katrina verursachte Zunahme an psychischen Erkrankungen
Im Bericht wird beispielhaft für Naturkatastrophen auf die Auswirkungen von Hurrikan Katrina eingegangen. Demnach traten unter einer Stichprobe von Menschen, die in den betroffenen Gebieten lebten, Suizid und Suizidgedanken doppelt so häufig auf. Auch erfüllt eine von sechs Personen die diagnostischen Kriterien für eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) und 49 Prozent entwickelten eine Angststörung oder Störungen der Stimmungslage wie eine Depression.

Klimaveränderungen fordern hohe Anpassungsfähigkeit und verursachen Stress
Die negativen Auswirkungen des Klimas auf die psychische Gesundheit begrenzen sich nicht allein auf Katastrophen. Erhebliche Folgen sind auch durch den längerfristigen Klimawandel zu erwarten, der mitunter gravierende ökologische Veränderungen mit sich bringt. Der Klimawandel beeinflusst die Landwirtschaft, die Infrastruktur und die Lebensfähigkeit in manchen Gebieten, wodurch wiederum die Beschäftigung und die Lebensqualität beeinflusst werden. Solche Veränderungen können Menschen dazu zwingen, migrieren zu müssen und ihre Heimat zu verlassen.

Mögliche Folgen sind vielfältig und tiefgreifend: Ein Verlust der persönlichen und beruflichen Identität, Verlust von sozialen Unterstützungsstrukturen, Verlust von Kontrollgefühl und Autonomie sind nur einige Aspekte, die sich auf die psychische Gesundheit auswirken. Sie gehen mit Gefühlen von Hilflosigkeit, Angst und Fatalismus einher sowie hohem Stress und Angst und haben auch körperliche gesundheitlichen Auswirkungen zufolge, wie eine Schwächung des Immunsystems. Auch bereits Sorgen um tatsächliche oder potenzielle Auswirkungen des Klimawandels können zu Stress führen, die sich im Laufe der Zeit summieren und schließlich zu stressbedingten Problemen wie Drogenmissbrauch, Angststörungen und Depressionen führen können, so die Forschungsergebnisse im Bericht.

Auch Konflikte werden zunehmen

Auch auf gesellschaftlicher Ebene sind Folgen für die psychische Gesundheit und das Neben- und Miteinander zu erwarten. Im Bericht wird aufgezeigt, dass sowohl akute als auch langfristige Veränderungen das Potential haben, Feindseligkeit und zwischenmenschliche Aggression zu erhöhen. Auch das kann zum Verlust der sozialen Identität beitragen und zu einem Auseinanderleben. Bestimmte benachteiligte Gemeinschaften, wie indigene Gemeinschaften, Kinder und Bevölkerungsgruppen, die von der natürlichen Umwelt abhängig sind, dürften überproportional von negativen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit betroffen sein.

Stärkung der Resilienz ist von großer Bedeutung

Der Schlüssel zur Bekämpfung solcher potenziell negativen psychologischen Auswirkungen des Klimawandels ist dem Bericht zufolge der Aufbau von Resilienz. Ein Abschnitt befasst sich mit einer Anleitung für Fachleute. Sie können einzelnen Personen und Gemeinschaften dabei helfen, deren psychische Gesundheit zu fördern – insbesondere durch Aufbau von psychischer Belastbarkeit. Eine Empfehlung ist es, Menschen dabei zu unterstützen, ihre sozialen Netzwerke zu stärken und zu pflegen. Soziale Unterstützung sei ein zentrales Element, um mit den Folgen von Katastrophen besser umgehen zu können. Dabei erhöht sich die persönliche Fähigkeit Einzelner, Traumata zu verhindern, wenn sie mit ihren sozialen Netzen „off- und online verbunden“, heißt es in dem Bericht.

Umweltfreundlicher Lebensstil fördert psychische Gesundheit

Der Bericht betont auch, dass umweltfreundliche Politik und Lebensstil einen entscheidenden positiven Effekt auf die psychische Gesundheit haben. So verringert etwa die Entscheidung mit dem Fahrrad oder zur Fuß zu Arbeit zu gehen das Stressniveau. Ist dies nicht möglich, ist die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel eine Alternative. Dies verstärke den Zusammenhalt der Gemeinschaft und vermag Symptome von Depression und Stress zu verringern.
Auch eine erleichterte Zugänglichkeit von Parks und andere Grünflächen könnte der psychischen Gesundheit zu Gute kommen, da mehr Zeit in der Natur verbracht wird. Dies trägt grundsätzlich zum Stressabbau bei und reduziert stressbedingte Erkrankung - unabhängig von sozioökonomischem Status, Alter oder Geschlecht.

Quelle: ScienceDaily, Bericht der American Psychological Association (APA)