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Schlafstörungen verstärken Beschwerden bei Parkinson-Syndrom

Die neurologische Erkrankung Parkinson-Syndrom geht oftmals mit Schlafstörungen Hand in Hand. Die Wirkung des Nachtschlafes auf die Symptomatik der Erkrankung sollte man nicht unterschätzen: Die Schlafprobleme können eine Verschlechterung der körperlichen Symptomatik verursachen.

Schlafstörungen sind bei Menschen mit der neurodegenerativen Erkrankungen Parkinson-Syndrom sehr häufig. Sie tragen neben den typischen Symptomen wie Bewegungsstörungen, Muskelzittern und Gleichgewichtsstörungen, die mit der Erkrankung verbunden sind, zu einer weiteren Einschränkung der Lebensqualität bei. Daher ist es wichtig, neben der Therapie der Grunderkrankung, auch die Schlafstörungen mitbehandeln zu lassen. „Typische Probleme bei Parkinson-Patienten sind Ein- und Durchschlafstörungen, eine erhöhte Tagesschläfrigkeit sowie Traum-Schlaf-Verhaltensstörungen, die mit lebhaften Bewegungen von Armen und Beinen meist in der zweiten Nachthälfte einhergehen. Dabei sollte man die Wirkung des Nachtschlafes auf die Symptomatik der Krankheit nicht unterschätzen. Denn die Schlafprobleme können eine Verschlechterung der körperlichen Symptomatik verursachen und auch die Tagesmüdigkeit kann sehr belastend sein“, berichtet Dr. Curt Beil vom Berufsverband Deutscher Neurologen (BDN) mit Sitz in Krefeld. „Schlafstörungen treten bei Parkinson unter anderem als Folge der Erkrankung selbst, durch Nebenwirkungen der Medikamente oder aufgrund psychischer Begleiterkrankungen auf und sollten in der Therapie unbedingt berücksichtigt werden.“ Zudem leiden auch Parkinson-Patienten unter primären Schlafstörungen wie schlafbezogenen Atmungsstörungen und dem Restless-Legs-Syndrom, die nicht auf die Parkinson-Erkrankung zurückgehen. Etwa 60 bis 90 Prozent der Patienten mit idiopathischem bzw. primärem Parkinson-Syndrom sind im Verlauf der Erkrankung von Schlafstörungen betroffen.

Schlafstörungen beim Arztbesuch ansprechen

Parkinson-Patienten, die unter Schlafstörungen und einer erhöhten Tagesschläfrigkeit leiden, sollten diese Beschwerden mit ihrem behandelnden Neurologen besprechen. Eine gezielte Diagnostik, die durch das Führen eines Schlaftagebuchs unterstützt werden kann, vermag die Ursachen der Ein- und Durchschlafstörungen aufzudecken. „Es geht dann darum, genau zu klären, welche Ursache hinter den Beschwerden stecken, um die Schlafstörungen gezielt behandeln zu können“, betont der niedergelassene Neurologen. „Bei unklaren Schlafstörungen kann es hilfreich sein, Untersuchungen in einem Schlaflabor durchführen zu lassen – auch um nächtliche Atmungsstörungen oder Beinbewegungen durch das Restless-Legs-Syndrom (RLS) nachweisen oder ausschließen zu können.“

Zur Behandlung der Schlafstörungen kann eine Optimierung der Therapie der Parkinson-Grunderkrankung hilfreich sein. Zudem können spezielle nicht-medikamentöse oder auch medikamentöse Ansätze wirksam sein. „Nächtliche Unbeweglichkeit und damit einhergehende Schlafprobleme können durch ein Absinken des Medikamentenspiegels ausgelöst sein. Hier können lang wirksame Parkinson-Medikamente Abhilfe schaffen. Andererseits können lebhafte Träume und nächtliche körperliche Unruhe auf eine zu starke Medikamentenwirkung zurückgehen. Dann kann in Absprache mit dem Arzt die Medikamenteneinstellung entsprechend verändert werden“, erklärt Dr. Beil. „Beeinträchtigen Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen den Schlaf, können diese psychischen Störungen mit Hilfe psychotherapeutischer Maßnahmen und gegebenenfalls Medikamenten behandelt werden.“

Grundsätzlich ist es wichtig, auf eine gute Schlafhygiene (Schlafklima, regelmäßige Einschlaf- und Weckzeiten etc.) zu achten und tagsüber Nickerchen oder einen Mittagsschlaf zu vermeiden. Auch können einfache Mittel wie warme Fußbäder, Entspannungsübungen oder autogenes Training bei Einschlafstörungen hilfreich sein. Daneben trägt körperliche Bewegung zu einer Verbesserung der Schlafqualität bei. Findet die körperliche Aktivität im Freien statt, verbessert dies den Tag-Nacht-Rhythmus, was sich ebenfalls günstig auf die Schlafqualität auswirkt. Sind die Schlafstörungen auf RLS zurückzuführen oder auf nächtliche Atemaussetzer, kann hier eine leitliniengerechte Therapie wie bei anderen Patienten hilfreich sein.

Das idiopathische Parkinson-Syndrom tritt bei zirka 0,3 Prozent der Allgemeinbevölkerung auf. Ab dem Alter von 80 Jahren sind etwa 3 Prozent von der Erkrankung betroffen. Das Parkinson-Syndrom ist damit eine der häufigsten neurologischen und neurodegenerativen Erkrankungen.

Quelle:
Dr. med. Wiebke Schrempf, Prof. Dr. med. Heinz Reichmann; Schlafstörungen beim idiopathischen Parkinson-Syndrom; InFo Neurologie & Psychiatrie (Ausgabe 2/2017)

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