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Muskelschwäche bedarf einer genauen neurologischen Abklärung

Eine Muskelschwäche macht sich häufig zunächst durch Schwierigkeiten beim Greifen, Gangunsicherheit und rasche Ermüdbarkeit bei Bewegung bemerkbar. Manche Bewegungen können nicht oder nicht mit ganzer Kraft ausgeführt werden. Es gibt verschiedene Ursachen für Muskelschwäche.

„Die Symptome können auf einen Vitamin- und Mineralstoffmangel oder eine Stoffwechselstörung zurückzuführen sein, aber auch erste Anzeichen einer neurologischen Muskelerkrankung sein. Daher sollte eine Schwäche der Muskulatur, wenn sie häufiger oder längerfristig auftritt, unbedingt durch einen Neurologen abgeklärt werden“, rät Dr. Curt Beil vom Berufsverband Deutscher Neurologen (BDN) mit Sitz in Krefeld. „Neben einer möglichst genauen Beschreibung der Beschwerden ist für den Arzt wichtig zu wissen, ob die Symptome nach einem bestimmten Ereignis - wie einem Infekt oder Unfall - auftraten oder ob eine Vorerkrankungen wie beispielsweise Diabetes vorliegt.“ Um eine sichere Diagnose stellen zu können, werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt, wie beispielsweise die Reflexe getestet, nach möglicherweise vorhandenen Empfindungsstörungen gesucht und die noch vorhandene Kraft in der Muskulatur überprüft. Je nach Verdacht können auch bildgebende Verfahren wie eine Computertomografie oder eine Magnetresonanztomografie notwendig sein.

Liegen Lähmungserscheinungen oder Schluck- und Sprechstörungen vor, kann dies auf eine Myasthenia gravis oder eine Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) hindeuten. „Typische Symptome erste Symptome einer Myasthenia gravis sind schwere Augenlider und das Sehen von Doppelbildern. Die Erkrankung kann sehr unterschiedlich verlaufen, weshalb sie oftmals erst spät erkannt wird“, ergänzt Dr. Beil. „Bei der Myasthenia gravis handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Dabei ist das eigene Immunsystem fehlreguliert, was eine Schädigung der Nerv-Muskel-Verbindung zufolge hat und zu Störungen der Nervenerregung führt.“ Die Erkrankung Myasthenia gravis verläuft meist chronisch, eine medikamentöse Therapie zielt vor allem auf eine Hemmung des Immunsystems ab.

Bei der Amyotrophen Lateralsklerose treten zunehmend Muskelzuckungen, so genannte Faszikulationen, sowie schmerzhafte Krämpfe auf, bis hin zur Lähmung ganzer Muskelgruppen. Diese Erkrankung betrifft ausschließlich das motorische Nervensystem. Die Empfindung für Berührung, Schmerz und Temperatur, sowie die Sinnesfunktionen bleiben in den meisten Fällen normal. „Die ersten Symptome von ALS können an unterschiedlichen Stellen auftreten. Die Schwäche kann sich beispielsweise nur in der Hand- und Unterarmmuskulatur einer Körperseite zeigen, bevor sie sich auf die Gegenseite oder auf die Beine ausdehnt“, berichtet der Neurologe. „Bei einem Teil der Erkrankten treten erste Symptome im Bereich der Sprech-, Kau- und Schluckmuskulatur auf.“ Die Amyotrophe Lateralsklerose ist eine sehr ernste Erkrankung, die derzeit nicht heilbar ist.

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